1968
Cream

Sunshine of Your Love

SUNSHINE OF YOUR LOVE ist ein Song der britischen Rockband Cream. Sein prägnantes Blues-Riff sowie der Sound von Eric Claptons Gitarre lassen ihn heute als Inbegriff von Rockkultur erscheinen.

I. Entstehungsgeschichte

SUNSHINE OF YOUR LOVE erschien im November 1967 als zweiter Track auf Disraeli Gears, dem zweiten Studioalbum der britischen Supergroup Cream. Im Januar 1968 erfolgte die Veröffentlichung als Single (mit der B-Side “SWLABR”). Hierbei wurde die Albumversion um eine Minute gekürzt. Komponiert wurde der Song von Jack Bruce (E-Bass, Gesang) und Eric Clapton (E-Gitarre, Gesang); für den Text zeichneten Bruce sowie der Beat-Literat Pete Brown verantwortlich. Die ersten Ideen zu SUNSHINE OF YOUR LOVE entstanden im Jahr 1967 während eines Konzerts von Jimi Hendrix. Bruce und Clapton fühlten sich durch Hendrix’ Gitarrenspiel inspiriert, eine Songstruktur aus einem einzigen markanten Bluesriff heraus zu entwickeln. Die anschließenden Sessions im Tonstudio gestalteten sich jedoch zunächst schwierig, vor allem mit Blick auf die rhythmische Gestaltung. Erst als Schlagzeuger Ginger Baker mit dem (nach damaligem Popmusikverständnis) eher unkonventionellen Tom-Beat aufwartete, fügten sich die Elemente des Songs zu dem schlussendlich auf der Aufnahme fixierten Klanggeschehen.

II. Kontext

Die Band Cream wurde im Jahr 1966 von den aus anderen Ensemblekontexten bereits bekannten Musikern Jack Bruce (John Mayall & the Bluesbreakers, Manfred Mann), Eric Clapton (The Yardbirds, John Mayall & the Bluesbreakers) und Ginger Baker (The Graham Bond Organisation) gegründet. Jenes Konzept, prominente Musiker in einer neu gegründeten Band zu vereinen, wurde seitens der Musikpresse mit dem Begriff der Supergroup gekennzeichnet. Weitere bekannte Supergroups zu jener Zeit waren Crosby, Stills, Nash & Young, Emerson, Lake & Palmer und Blind Faith. Das Wirken solcher Supergroups wurde auf Seiten der Musikpresse durchaus kritisch betrachtet. Zwar wurden die entsprechenden Musiker weiterhin als Meister ihres Fachs anerkannt und ihr Wirken in den jeweiligen Bands mitunter als außerordentlich bewertet, doch sahen Musikkritiker in dem Konzept auch den Versuch, mit Hilfe prominenter Namen entsprechend hohe Verkaufszahlen zu erzielen. Zudem wurde die Kurzlebigkeit solcher Bands bemängelt – ein Umstand, der auch auf Cream selbst zutraf. So löste sich die Band bereits im Jahr 1968 nach nur etwas mehr als zwei Jahren gemeinsamer Schaffenszeit auf. Während Eric Clapton in der Folge eine Weltkarriere als Solokünstler startete, stagnierte die Laufbahn von Jack Bruce und Ginger Baker sowohl in künstlerischer als auch in kommerzieller Hinsicht. Zu Reunion-Auftritten kam es lediglich in den Jahren 1993 (Einführung der Band in die Rock and Roll Hall of Fame) und 2005 (zwei Konzertreihen in London und New York).

III. Analyse

Der Song dauert in der Albumversion 4:10 Minuten; das Tempo beträgt ca. 130 bpm. Das tonale Zentrum ist D(-Dur). Neben dem Hauptgesang gelangen E-Gitarre, E-Bass und Schlagzeug zum Einsatz. Das bedeutet, dass die Personenkonstellation innerhalb der Band eins zu eins auf die Aufnahme übertragen wird. Folglich sind keine zusätzlichen Tonspuren vorzufinden. Drei Elemente sind bestimmend für die klangliche Organisation des Songs: Riff-Struktur, hexatonische Bluesskala und Bluesschema. Die beiden erstgenannten Elemente finden ihren Niederschlag in dem zweitaktigen Intro-Riff, auf dem zudem die Instrumentalparts in den Strophen aufbauen. Unisono von Gitarre und Bass gespielt, konstituiert sich jenes Riff in einer einfachen abwärtsgerichteten Pendelbewegung auf der achten (oktavierter Grundton) und der siebten Stufe der Bluesskala, einer in Achtelsynkopen verlaufen Abwärtsbewegung über die fünfte Stufe, die Blue Note und die vierte Stufe sowie einer abschließenden aufwärts gerichteten Pendelbewegung auf der ersten und dritten Stufe. In den Strophen wird die eröffnende Pendelbewegung um die Akkorde D-Dur und C-Dur erweitert – die abschließende Pendelbewegung wird oktaviert. In seiner skalenhaften Struktur – tonangebend ist vor allem die Abwärtsbewegung – scheint das Riff die spezifische Tonalität des Blues in fast schon überspitzter Form wiederzugeben. Die Bezugnahme auf den Blues wird durch das dritte oben genannte Element, das Bluesschema, komplettiert. So sind im vorliegenden Fall Strophe und Refrain durch ebenjenes formgebende Prinzip miteinander verbunden. Es handelt sich konkret um eine variierte Verdopplung des “klassischen” zwölftaktigen Bluesschemas. Die Verdopplung ist der zweitaktigen Struktur des Riffs geschuldet. Die Variation ergibt sich aus der harmonischen Binnenstruktur des Refrains. In diesem bildet die fünfte Stufe (A) ein zwischenzeitliches tonales Zentrum; dieses wird umrahmt von Powerchords auf C und G. Die Akkordfolge A, C, G erklingt insgesamt viermal, so dass die für das Bluesschema charakteristische Abwärtsbewegung von der fünften auf die vierte Stufe ausgespart wird. In rhythmischer Hinsicht wird ebenfalls von der Riff-Struktur der Strophen abgewichen. So wird die sich in vier Achtelnoten konstituierende Einstiegsfigur des Intro-/Strophen-Riffs durch ein Drei-Noten-Motiv mit Sechzehntelpunktierung abgelöst.

Der vierundzwanzigtaktige Verbund aus Strophe und Refrain bildet das formale Gerüst des Songs. Er erklingt insgesamt viermal (ergänzt durch Intro, Zwischenspiele und kurzes Outro/Fade-Out), davon dreimal mit Gesangspart und einmal instrumental in Form des Gitarrensolos. Die sprachliche Gestaltung des Songs basiert im Wesentlichen auf dem bluestypischen Gestus des Erzählens und Beschwörens (“I’ll soon be with you my love”, “I’ll be with you darling soon”). Aus der Perspektive des männlichen Ich-Erzählers/Sängers heraus wird eine (geschlechtlich) nicht weiter bestimmte Person adressiert. Angesichts der in den 1960er Jahren noch ungebrochenen Vorherrschaft heterosexueller Deutungsschemata ist jedoch davon auszugehen, dass auf eine intime Beziehung zwischen Mann und Frau angespielt wird. Den metaphorischen Grundstock des Songtextes bildet das Bild der aufgehenden Sonne. Mehrfach wird die symbiotische Beziehung zwischen Ich-Erzähler und adressierter Person beschworen: zum einen in romantisierender Form – hierunter fällt auch das titelgebende Sprachbild “Sunshine of your love” (I’ve been waiting so long, To be where I’m going, In the sunshine of your love”) und zum anderen in sexuell konnotierter Art und Weise (“I’ll stay with you till my seeds are all dried up”). Der Gesang wird in gleichen Teilen von Jack Bruce und Eric Clapton übernommen. Sie agieren sowohl als Solisten als auch im Duett (Refrain). Während Bruce durch eine klar konturierte, fast schon schneidend anmutende Stimme hervorsticht, zeichnet sich Claptons Stimme durch ein körniges und weiches Timbre aus.

IV. Rezeption

SUNSHINE OF YOUR LOVE gehört zu kommerziell erfolgreichsten Singleveröffentlichung der Band und zählt heute noch zu ihren bekanntesten Hits. Weitere Singles, die sich nicht nur unter Fans größerer Beliebtheit erfreuen, sind: “I Feel Free” (1966), “White Room” (1968) und “Badge” (1969). Die anhaltende Popularität von SUNSHINE OF YOUR LOVE drückt sich nicht zuletzt in Form von hohen Platzierungen in listenförmigen Pop-Kanonisierungen wie den “500 Greatest Songs of All Time” (Rolling Stone Magazine, Platz 65) oder den “100 Greatest Guitar Tracks” (Q Magazine, Platz 19) aus. Die Band spielte den Song während ihrer Reunion-Auftritte in den Jahren 1993 und 2005. Jack Bruce veröffentlichte eine neue Version auf seinem 2001 erschienenen Album Shadows In The Air. Der Status als “Klassiker” der Rockmusik wird nicht zuletzt dadurch unterstrichen, dass Jimi Hendrix den Song auf einigen seiner Konzerte coverte. Eine dieser Performances, eine Instrumentalversion des Stücks, ist auf dem posthum erschienenen Album Valleys of Neptune (2010) zu hören. Es existieren außerdem Coverversionen von Bobby McFerrin (1988), Living Colour (1994) und Ozzy Osbourne (2005).

 

CHRISTOFER JOST


Credits

Hauptgesang: Jack Bruce, Eric Clapton
E-Bass: Jack Bruce
E-Gitarre: Eric Clapton
Schlagzeug: Ginger Baker
Text: Jack Bruce, Pete Brown, Eric Claopton (Tom Dowd)
Produzent: Felix Pappalardi
Aufnahme: Mai 1967
Veröffentlichung: Januar 1968
Länge: 3:03 (Single Version)
4:10 (Album Version)

Recordings

  • Cream. “Sunshine Of Your Love”, Disraeli Gears, 1967, Reaction, 593003, UK (LP/Album/Mono).
  • Cream, Sunshine Of Your Love, 1967, Polydor, 56286, UK (7″/Single/Mono).
  • Cream, I Feel Free, 1966, Polydor, 59058, Deutschland (7″/Single).
  • Cream, White Room, 1968, Polydor, 59235, Deutschland (7″/Single).
  • Cream, Badge, 1982, RSO, RSO 91, UK (7″/Single).

Covers

  • Bobby McFerrin. “Sunshine Of Your Love”, Simple Pleasures, 1988, EMI-Manhattan, E1-48059, USA (LP/Album).
  • Living Colour, Sunshine Of Your Love, 1994, Epic Soundtrax, 6604342, Europa (CD/Single).
  • Jack Bruce. “Sunshine Of Your Love”, Shadows In The Air, 2001, Sanctuary, SANCD084, Europa (CD/Album).
  • Ozzy Osbourne. “Sunshine Of Your Love”, Under Cover, 2005, Epic, 82876743142, Deutschland (CD/Album).
  • Jimi Hendrix. “Sunshine Of Your Love”, Valleys Of Neptune, 2010, Experience Hendrix, 88697 640565 2, USA (CD/Album/Dig).

References

  • Schumacher, Michael: Crossroads: The Life and Music of Eric Clapton. New York: Hyperion 1995.
  • “The 500 Greatest Songs of All Time”. In: Rolling Stone Magazine 963 (2004).
  • “100 Greatest Guitar Tracks”. In: Q Magazine 224 (2005).

About the Author

PD Dr. Christofer Jost is research associate at the Zentrum für Populäre Kultur und Musik, University of Freiburg, and teaches media studies at the University of Basel.
All contributions by Christofer Jost

Citation

Christofer Jost: “Sunshine of Your Love (Cream)”. In: Songlexikon. Encyclopedia of Songs. Ed. by Michael Fischer, Fernand Hörner and Christofer Jost, http://www.songlexikon.de/songs/sunshineofyour, 08/2012 [revised 10/2013].

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