Mit dem Song SATELLITE gewann die damals 19-jährige Lena Meyer-Landrut den 55. Eurovision Song Contest (kurz: ESC) in Oslo und bescherte Deutschland nach 28 Jahren Erfolgspause wieder einen Sieg im größten Musikwettbewerb der Welt. Nach dem internationalen Siegeszug in Norwegen war ihre mediale Präsenz enorm. SATELLITE stürmte in gleich mehreren Ländern die Spitze der Charts. Noch heute ist die ESC-Gewinnerin Lena Meyer-Landrut erfolgreich in der deutschen Musikszene vertreten.
I. Entstehungsgeschichte
SATELLITE wurde im Jahr 2008 von der US-amerikanischen Komponistin Julie Frost und dem aus Dänemark stammenden Produzenten John Gordon geschrieben. Bekannt wurde der Titel erstmalig durch das Finale der Castingshow Unser Star für Oslo, in dem SATELLITE in zweifacher Ausführung einem großen Publikum vorgestellt wurde. Im Vorentscheid wurde der Titel sowohl als Ballade von Jennifer Braun als auch als Up-Tempo-Version von Lena Meyer-Landrut vorgetragen.
Die Songwriterin Julie Frost schrieb den Großteil des Songtextes, der Harmonien und der Melodien mit Hilfe einer Gitarre. Die Mitarbeiterin des amerikanischen Musiklabels RedZone Entertainment entschied sich aus unbekannten Gründen gegen eine Veröffentlichung ihrer Songidee bei RedZone und sandte stattdessen eine Demoversion ihrer Gitarren-Vocal-Aufnahme per E-Mail-Anhang an John Gordon nach Dänemark. Zu diesem Zeitpunkt verband die beiden eine zweijährige Songwriting-Partnerschaft. Das bis dahin aus zwei Strophen und einem Refrain bestehende Liedgerüst wurde durch Gordon kompositorisch und studioproduktionstechnisch erweitert. Er fügte dem Lied eine Bridge mit eigenem Text und neuer Melodie und Akkordfolge hinzu. Außerdem verfeinerte er die Rohfassung von Frost mit einigen Gitarren- und Keyboardspuren und programmierte diverse Drum-Patterns. Im Rahmen der Arbeit als Songwriter bei der dänischen Firma Iceberg Music Group, die außerhalb Skandinaviens eng mit EMI Publishing zusammenarbeitet, ließ Gordon dort sein Demo von SATELLITE verlegen und schließlich von EMI vertreiben (vgl. von Appen 2010: S. 42).
Anfang 2010 suchte Universal Music per Ausschreibung nach einem bislang unveröffentlichten Song für die Finalsendung der Castingshow Unser Star für Oslo. Die Ausschreibung traf daraufhin auf ein großes Netzwerk von Verlagen und Songwritern. Über Umwege stieß der deutsche Produzent André “Brix” Buchmann in seinem Archiv aus über 10.000 unterschiedlichen Demos auf die SATELLITE-Komposition von Frost und Gordon. Trotz enormer Konkurrenz wurde der Song dann einem Auswahlgremium, bestehend aus Vertretern der ARD, Pro7 und Universal Music, vorgestellt und schließlich aus über 300 Vorschlägen als Finalsong für die von Stefan Raab initiierte Show auserkoren (vgl. ebd.).
Nachdem Lena Meyer-Landrut den ESC gewonnen hatte, bekundeten beide Liedautoren in einem Interview aus dem Jahr 2010, dass es purer Zufall war, dass SATELLITE für den ESC ausgewählt wurde. Bis dato hatte die Komponistin Julie Frost noch nie etwas von diesem Musikwettbewerb gehört.
II. Kontext
Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte sich der Eurovision Song Contest zu einem der größten Medienereignisse Europas, das jedes Jahr Millionen von Zuschauern vor ihren Fernsehern versammelt. Allein im Jahr 2016 erreichten die drei Shows des ESC ca. 204 Millionen Fernsehzuschauer weltweit. Damit wurde der Zuschauerrekord des vorherigen Jahres (ca. 197 Mio. Zuschauer) gebrochen.
Ins Leben gerufen wurde der ESC im Jahr 1956 von der European Broadcasting Union (kurz: EBU) und begründete von da an eine alljährliche, ungebrochene Tradition im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Die Hauptaufgabe der EBU besteht darin, mithilfe des Wettbewerbs einen jährlich wiederkehrenden Anlass für eine Zusammenarbeit der europäischen Fernsehanstalten zu schaffen. Ziel ist dabei nach wie vor, die “Identität der Völker der Staaten, aus denen die aktiven Mitglieder der EBU stammen, durch die internationale Rundfunkkooperation zu stärken” (Wolther 2006: 28). In diesem Zusammenhang dürfen bei dem internationalen Programmaustausch der EBU alle Länder teilnehmen, die ein aktives Mitglied der Europäischen Rundfunkunion sind. Für diese Mitgliedschaft muss man einen nationalen Rundfunkdienst innerhalb der sogenannten Europäischen Rundfunkzone betreiben oder in einem Land niedergelassen sein, das Mitglied im Europarat ist. Dabei schließt die Mitgliedschaft nicht nur europäische Länder ein, sondern auch sämtliche Anrainerstaaten des Mittelmeers, sodass ebenfalls Rundfunkveranstalter aus Nordafrika und dem Nahen Osten Mitglieder sein können. Wer letztlich zur Europäischen Rundfunkzone gehört, wird von der Internationalen Fernmeldeunion (kurz: IFU) bestimmt.
Die Gründe, einen solchen Musikwettbewerb ins Leben zu rufen, bestanden vor allem darin, die Produktion von Original-Schlagern zu fördern. Außerdem sollte durch die internationale Konfrontation der Wetteifer der Autoren und Komponisten angespornt werden (vgl. ebd.: 25). Auf diese Weise übernimmt der Wettbewerbsteilnehmer mit seinem Song eine repräsentative Stellung für das eigene Land. Welcher Interpret letztendlich am Wettbewerb teilnehmen darf, entscheidet jedes Land für sich. Die EBU überlässt jedem seiner Mitglieder die Organisation des Vorentscheides zum ESC selbst und garantiert den teilnehmenden Fernsehanstalten die völlige Entscheidungsfreiheit ihrer Konzeptideen. Damit verbunden muss jede Fernsehanstalt eine individuelle Strategie entwickeln, um die nationale Vorentscheidung für ihr Publikum attraktiv zu gestalten.
In Deutschland ist der öffentlich-rechtliche Norddeutsche Rundfunk (kurz: NDR) als Mitglied der ARD für den Eurovision Song Contest zuständig. Nachdem die deutschen Beiträge zum ESC zunehmend schlechte Platzierungen erzielten, entschloss sich die ARD im Jahr 2009 dazu, eine Kooperation mit dem beliebten TV-Entertainer Stefan Raab und dem Privatsender ProSieben einzugehen. Raab, der zuvor selbst an drei deutschen ESC-Beiträgen sehr erfolgreich beteiligt gewesen war (1998 als Komponist für Guildo Horn: Platz 7; 2000 als Künstler auf Platz 5 und im Jahr 2004 als Entdecker und Komponist von Max Mutzke: Platz 8), konzipierte daraufhin ein völlig neues Casting-Format unter dem Titel Unser Star für Oslo. Die deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest in Oslo wurde somit als Casting-Show in insgesamt acht Fernsehsendungen veranstaltet, die im März 2010 von den beiden Fernsehsendern ProSieben und Das Erste ausgestrahlt wurden. Vorab bewarben sich mehr als 4.500 Sängerinnen und Sänger in einem bundesweiten Casting mithilfe einer “Castingbox” bei ProSieben und Veranstaltungen verschiedener Radiosender.
Anders als in den Vorjahren entschieden beim Casting diesmal die Fernsehzuschauer per Televoting darüber, welcher Kandidat mit welchem Song Deutschland im ESC-Finale vertreten sollte. Somit wählten die Zuschauer in der Finalsendung zuerst den Siegersong und dann aus den beiden verbliebenen KandidatInnen den Sieger. Die Jury unter der Leitung von Stefan Raab bewertete lediglich die Auftritte der KandidatInnen zusammen mit jeweils zwei wechselnden Mitjuroren aus der deutschen Musik- und TV-Branche: mit dabei waren u. a. Marius Müller-Westernhagen, Stefanie Kloß, Xavier Naidoo, Nena, Anke Engelke und Peter Maffay.
Lena Meyer-Landrut ging schlussendlich mit dem Song SATELLITE als Siegerin der Casting-Show Unser Star für Oslo hervor und gewann schließlich auch am 29. Mai 2010 mit insgesamt 246 Punkten den 55. Eurovision Song Contest in Norwegen.
III. Analyse
Der Song SATELLITE behandelt in textlicher Hinsicht unverkennbar das Thema Liebe. Produzent John Gordon bezeichnete den Song in einem Interview als “übersprudelnden, süßen und einfachen Song mit lustigem Text, der aus drei Akkorden besteht.” (“Det er en lille bubbly sang, som er temmelig enkel og sød og med en sjov tekst”, Wikipedia-Eintrag zu SATELLITE). Texterin Julie Frost erklärte in einem Interview, “dass es um all die verrückten und geheimen Dinge geht, die ein Mädchen tut und fühlt, wenn es verliebt ist. Ein Mann kann ihr das Gefühl geben, zur gleichen Zeit glücklich, verstört und hilflos zu sein.” (RP Online 2010)
In diesem Liebeslied spricht das lyrische Ich ein fiktives Gegenüber an und äußert seine Gefühle in verschiedenen Situationen und auf unterschiedliche Weise. In der ersten Strophe gibt sich das lyrische Ich voller Enthusiasmus seinen Gefühlen hin und erklärt, dass es bereit sei, den Anderen zu lieben, egal wie er es behandeln würde (“Whether you are sweet or cruel / I’m gonna love you either way”) und versucht ihn mit verschiedenen Aktivitäten auf sich aufmerksam zu machen (“I even did my hair for you / I bought new underwear, they’re blue”). Im Refrain wird dann erstmals auf den “Satellite” hingewiesen (“Like a satellite / I’m in an orbit all the way around you”) und auch hier hat der Text wieder eine unmissverständliche Botschaft einer verträumten und naiven Vorstellung von Liebe inne (“And I would fall out into the night / Can’t go a minute without your love”). Auffallend sind vor allem die wiederkehrenden Zeilen und Wörter “for you”, die insgesamt zehnmal in den Strophen vorkommen, und das Wort “Love”, das in SATELLITE ganze 25-mal besungen wird. Auch beginnt jeder Strophen- und Refrainteil, mit Ausnahme der ersten Strophe und der Bridge, mit dem Wort “Love”. Im zweiten Strophenteil überkommt das lyrische Ich ein Anflug von Selbstmitleid (“Love, I got it bad for you / I saved the best I have for you”), es fühlt sich oft schlecht behandelt (“You sometimes make me sad and blue”), beteuert aber dennoch seine klaren Absichten (“Love, my aim is straight and true”), in der Hoffnung auf eine Erwiderung seiner Liebe (“Cupid’s arrow is just for you”). Allgemein arbeitet der Songtext mit wenigen sprachlichen Stilmitteln. In diesem Zusammenhang kann man nur von ein paar Anaphern (“Love, you know I’ll fight for you”, “Love, I got it bad for you”, “Love, my aim is straight and true”) und Epiphern (“for you”) sprechen.
In der Bridge findet die Auseinandersetzung mit der Liebesthematik ihren Höhepunkt. Das lyrische Ich macht noch einmal deutlich, wie ernst es ihm ist (“Where you go / I’ll follow”) und wie sehr es die Liebe seines Gegenübers braucht, egal wie viel Zeit dies noch in Anspruch nehmen könnte (“You set the pace / We’ll take it fast and slow”). Dabei argumentiert es mit einem bildhaften Vergleich (“A force more powerful than gravity”) und duldet in diesem Zusammenhang keinen Widerspruch (“It’s physics / There’s no escape”). Das teilweise devote Verhalten des lyrischen Ichs bekommt durch Lena Meyer-Landruts eigenwillige gesangliche Interpretation einen emanzipatorischen Charakter. Die Sängerin strahlt damit das genaue Gegenteil der Textbotschaft aus. Insgesamt wirkt sie selbstbewusst und frech. Ihre einerseits schlichte und andererseits unkonventionelle Performance sowohl in der Castingshow als auch auf der ESC-Bühne trägt erheblich zu diesem Eindruck bei.
SATELLITE wurde in h-Moll und einem 4/4 Takt (95 bpm) komponiert. Der Song beginnt mit einem achttaktigen Intro in der Tonika sowie einer eingängigen Melodie, die in den ersten Takten vom Keyboard gespielt wird und im weiteren Verlauf des Songs, vor allem im Refrain, immer wieder aufgegriffen wird.
Im Hinblick auf den Formverlauf fällt bei SATELLITE auf, dass der Ablauf des Songs fast klassisch für einen Popsong ist, er jedoch nach der Bridge noch einmal auf den ersten Teil der zweiten Strophe zurückgreift. Somit wird eine kleine Abwechslung in den regulären Popsong-Aufbau gewährt. Konkret gliedert sich der Song wie folgt: Intro – Verse 1 – Chorus – Interlude – Verse 2 – Chorus – Bridge – Verse 2 – Chorus – Outro (siehe Abbildung). Die grundlegende Abfolge von den jeweils 8- und 16-taktigen Formteilen (Intro, Verse, Chorus und Bridge) gibt dem Song eine gewisse Ebenmäßigkeit. SATELLITE hat sowohl in der Album- als auch in der Singleversion eine Dauer von 2:55 Minuten. In ihm kommen Hauptgesang, Backing Vocals, Keyboard, Akustikgitarre, E-Bass und E-Gitarre sowie dominierende Drums (mitunter auch Glockenspiel und Clap-Effekte) zum Einsatz. Die besondere Kraft, die der Song ausstrahlt, kommt dabei hauptsächlich durch die prägnanten, antreibenden Drum-Patterns zustande. SATELLITE zeichnet sich durch eine energetische Rhythmik aus, die sich besonders durch den Einsatz von Synkopen entfaltet. Lenas Stimme wirkt in den Strophen dadurch gehetzter als im Refrain.
Zeit | Takte | Formteil | Harmonik | Anmerkung/Text |
---|---|---|---|---|
0:09 | 8 | Intro | Hm | Erste Takte: Keyboard und Drums (Clap-Effekte), Akustikgitarre kommt hinzu |
0:10 | 8 | Verse 1 | Hm/A | Einsatz Gesang “I went everywhere for you …” |
0:20 | 8 | Hm/Ais/A/Hm | “Love, you know I’ll fight for you …”; Akustikgitarre setzt wieder ein (chromatische Abwärtsbewegung) | |
0:30 | 16 | Chorus | Hm/Em/A/Hm | “Love, oh, love, I gotta tell you how I feel about you .…”; Einsatz von Backing-Vocals, prägnantes Glockenspiel Anfangsmelodie kehrt wieder |
0:50 | 4 | Interlude | Hm | Wdh. des Intros |
0:55 | 8 | Verse 2 | Hm/A | “Love, I got it bad for you …” “Love, my aim is straight and true …” Melodisch und harmonisch genauso gestaltet wie in Verse 1 |
1:05 | 8 | Hm/Ais/A/Hm | ||
1:15 | 16 | Chorus | Hm/Em/A/Hm-Loop | Vollständiger Durchlauf |
1:35 | 8 | Wiederholung des 1. Chorus-Teils “Love, oh, love, I gotta …” | ||
1:45 | 16 | Bridge | G/Fis/Hm/A-Loop | “Where you go, I’ll follow …”; “Uhhh”-Einsatz von den Backing-Vocals (harmonische Stütze) |
2:05 | 8 | Wdh. Verse 2 | Hm/Ais/A/Hm | Wiederholung vom ersten Teils des Verse 2: “Love, my aim is straight and true …”; Keine Drums, nur Akustikgitarre und Gesang |
2:15 | Break | Drum Break | ||
2:17 | 16 | Chorus | Hm/Em/A/Hm-Loop | Vollständiger Durchlauf Alle Instrumente setzen wieder ein: “Love, oh, love, I gotta …” |
2:36 | 8 | Wiederholung des 1. Chorus-Teils “Love, oh, love, I gotta …” | ||
2:46 | 8 | Outro | Hm | Singt noch 6x “Love”, endet mit Drums und Glockenspiel |
Interessant ist die Line-Progression, die zum ersten Mal in der zweiten Hälfte der ersten Strophe in der Akustikgitarre hörbar ist. Die kurze chromatische Linie h-Ais-A-h gibt dem Song eine markante Harmonik. In diesem Zusammenhang entsteht aus der Tonika h-Moll ein Molltonika-Septakkord mit großer Septime (Ais), auf die die Dominantparallele A-Dur folgt, die sodann zurück in die Tonika springt.
Die Melodie in SATELLITE bewegt sich ohne große Entwicklungen in einem relativ kleinen Ambitus und wird im Refrain von den Zwischenharmonien e-Moll (Subdominante) und A-Dur (Dominantparallele) unterlegt. Im Refrain befindet sich der höchste Ton des Stücks (das a’: Höhepunkt auf “Like” [a satellite]). Besonders auffällig ist, dass bei der Kadenz von h-Moll (h – e – Fis) die Dominante Fis-Dur überwiegend durch A-Dur ersetzt wurde. Die Dominante taucht zum ersten und letzten Mal in der Bridge auf; dort tritt außerdem noch der Akkord G-Dur (Durparallele der Subdominante) hinzu. In diesem Formteil weicht die Melodie und Rhythmik besonders stark von der Strophe ab. Die Bridge beginnt und endet mit einer bremsenden Rhythmik mit langen, halben und punktierten Viertelnoten. Hier kehrt auch die chromatische Abwärtsbewegung aus Strophe und Refrain in den Backing Vocals wieder. Anders als zuvor geht die Melodie nicht wie in der ersten Zeile der Strophe und im vorletzten Takt des Refrains von d hinunter aufs h, sondern sie steigt in diesem Teil von h auf das d hoch.
Das Klangbild von SATELLITE wird durch mehrere tontechnische Maßnahmen unterstützt. Die Backing Vocals und die kurzen E-Gitarren-Einwürfe sind im Mix kaum wahrnehmbar, während die Bass- und Rhythmusgruppen den gesamten Song dominieren. Abgesehen von Meyer-Landruts Gesangspart gibt es in SATELLITE kaum Hallräume. Besonders im Outro erinnern ihre “Love”-Rufe an eine Stimme, die durch ein Megaphon gesprochen wird. In diesem Part wurde viel mit Delay gearbeitet.
Die helle, wenig kraftvolle Stimme von Lena Meyer-Landrut wirkt in SATELLITE oft gedrückt und bekommt dadurch besonders in den Strophen und der Bridge einen heiseren Unterton. Ihre eigentümlich britische Aussprache macht den Song jedoch zu etwas Besonderem. Lena Meyer-Landrut wirkt mit ihrer Art auf ihr Publikum authentisch und ungeschliffen. Den Song SATELLITE interpretierte sie beim ESC als ausdrucksstarke, energiegeladene und ungekünstelte Sängerin und eroberte so – wie sich in der Punktevergabe zeigen sollten – die Herzen vieler Menschen.
IV. Rezeption
Kurz nach der Finalsendung bei Unser Star für Oslo belegte SATELLITE den ersten Platz der iTunes-Charts. Dank einer gewaltigen PR-Maschinerie, die danach folgte, verkaufte sich der Song innerhalb einer Woche mit über 100.000 Musikdownloads und stellte damit einen neuen Rekord auf. Durch weitere Marketingkooperationen, die vor allem mit zahllosen Auftritten in den TV-Shows von Stefan Raab verbunden waren (TV Total, Schlag den Raab, Wok-WM, Autoball-WM), gelang es SATELLITE, lange vor dem Eurovision Song Contest die Aufmerksamkeit im europäischen Ausland auf sich zu ziehen. In Schweden und Tschechien erhielt der Song schon vor dem großen Medienspektakel in Oslo eine Chartplatzierung. Nach Lenas Sieg beim ESC am 29. Mai 2010 erreichte SATELLITE dann nicht nur in Deutschland, sondern auch in Skandinavien und der Schweiz Platz 1 der nationalen Verkaufscharts und erhielt für über 600.000 verkaufte Singles in Deutschland Doppel-Platin (von Appen 2010: 44). Des Weiteren wurde das Musikvideo öffentlichkeitswirksam vermarktet: Nach dem Finale des deutschen Vorentscheids wurde der Videoclip zu SATELLITE noch in derselben Nacht aufgenommen. Der Fokus des Videos liegt dabei hauptsächlich auf Lena und ihrem Tanzstil. Es hatte am 16. März 2010 als erstes Musikvideo überhaupt direkt vor der ARD-Tagesschau Premiere und wurde vor der Primetime auf ProSieben, Sat.1, Kabel Eins und N24 gezeigt. Auf dem weltweit bekannten Videoportal Youtube erzielten die beiden offiziellen Videos von eurovision.tv und tvtotal.de zusammen über 90 Millionen Aufrufe (Stand 2016). Trotz hoher Erfolgszahlen wurden Lena Meyer-Landrut und der Song SATELLITE von den Kritikern gemischt aufgenommen. Vor allem ihre Aussprache des englischen Textes sowie ihre gesanglichen Qualitäten gaben oft Anlass zur Kritik. Nichtsdestotrotz wurde der schwungvolle Song mit Ohrwurm-Potential in Kombination mit dem fröhlichen und authentischen Auftreten der Sängerin Lena besonders von Seiten der Fans in den höchsten Tönen gelobt.
VALERIA PENSE
Credits
Gesang: Lena Meyer-Landrut
Programming (Keyboards und Beats): John Gordon
Autoren: Julie Frost und John Gordon
Produziert von: Bernd Wendlandt, André “Brix” Buchmann, Ingo Politz und John Gordon
Mastering: Sascha “Busy” Bühren
Aufnahme und Mixing: André “Brix” Buchmann und Mathias Ramson
Vocal Recording: Phil Schardt
Label: Universal Music Group International
Veröffentlichung: 16. März 2010
Album: My Cassette Player
Spieldauer: 2:55
Recordings
- Lena Meyer-Landrut. “Satellite”. On: Unser Star für Oslo 2010, 2010, We Love Music, 2736058, Germany (CD/Maxi-Single).
- Lena Meyer-Landrut. “Satellite / Love Me”, 2010, Lionheart International, LHICDS0163, Scandinavia (CD/Single).
- Lena Meyer-Landrut. “Satellite”, 2010, Island Records Group, UK (CD/Single, Promo).
- Lena Meyer-Landrut. “Satellite”. On: Unser Star für Oslo 2010, 2010, Universal Music, Germany (File, MP3).
- Lena Meyer-Landrut. “Satellite”. On: My Cassette Player, 2010, We Love Music, 2739843, Germany (CD/Album).
Covers
- Uwu Lena. “Schland O Schland”. On: Schland O Schland, 2010, We Love Music, 2745767-3, Germany (CD/Single).
- Stefan Raab feat. Lena. “Satellite”. On: Satellite (Rockabilly Version), 2011, Universal Music Domestic Pop, Germany (File, MP3, Single).
- Sugarfree. “Fantasie”. On: Fantasie (2013), 2015, Damaro, DAM 2013005, Belgium (Album, CD).
References
- Appen, Ralf von: …Und welche Rolle spielt die Musik? Ralf von Appen beleuchtet Hintergründe des Erfolgs von Lena Meyer-Landrut. In: Musikforum 8/3 (2010), 41-44.
- “Julie Frost und John Gordon. Komponisten stolz auf Lenas ‘Satellite'”. In: RP Online, 31.05.2010. URL: http://www.rp-online.de/kultur/musik/komponisten-stolz-auf-lenas-satellite-aid-1.2008041 [05.10.2016].
- Wolther, Irving: “Kampf der Kulturen”. Der Eurovision Song Contest als Mittel national-kultureller Repräsentation. Würzburg: Königshausen & Neumann 2006.
Links
- http://hitparade.ch/song/Lena-Meyer-Landrut/Satellite-683457 [26.09.2016].
- http://www.brainpool.de/de/Programme/Shows/Unser-Star-fuer-Oslo [21.09.2016].
- http://www.eurovision.de/index.html [21.09.2016].
About the Author
All contributions by Valeria Pense
Citation
Valeria Pense: “Satellite (Lena Meyer-Landrut)”. In: Songlexikon. Encyclopedia of Songs. Ed. by Michael Fischer, Fernand Hörner and Christofer Jost, http://www.songlexikon.de/songs/satellite, 10/2017.
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