MEET THE FLINTSTONES ist die Titelmelodie der beliebten Zeichentrickserie The Flintstones (dt. Familie Feuerstein) und erlangte in diesem Zusammenhang weltweite Bekanntheit. Auch gelöst von diesem Kontext erfreut sich der Song – vor allem unter Jazzmusiker*innen – großer Beliebtheit und wird bis zum heutigen Tag kontinuierlich arrangiert und interpretiert.
I. Entstehungsgeschichte
MEET THE FLINTSTONES wurde 1960 von Hoyt Curtin komponiert. Für den Text und die Produktion waren Joseph Barbera und William Hanna verantwortlich. Ab der dritten Folge der dritten Staffel mit dem Titel Barney the Invisible, die am 28. September 1962 ausgestrahlt wurde, fungiert der Song als Titelmelodie der Zeichentrickserie The Flintstones und löste damit das Instrumentalstück “Rise and Shine” ab, welches diese Funktion in den ersten beiden Staffeln innehatte. Die große Ähnlichkeit, die “Rise and Shine” mit “This Is It”, der Titelmelodie der The Bugs Bunny Show, die zu diesem Zeitpunkt ebenfalls auf ABC ausgestrahlt wurde, aufwies, könnte eine mögliche Erklärung sein, weshalb “Rise and Shine” durch MEET THE FLINTSTONES ersetzt wurde.
Bevor MEET THE FLINTSTONES als Titelmelodie genutzt wurde, konnte man frühere Versionen des Songs in den ersten beiden Staffeln der Serie als Hintergrundmusik hören. Bereits 1961 erschien der Song das erste Mal auf der A- Seite der Golden Records 78 R.P.M.-Veröffentlichung mit dem Titel Songs of the Flintstones (Golden Records R680 1961). Diese Albumversion weicht von derjenigen, die für das Fernsehen verwendet wurde, noch in einigen Punkten ab. Während in der späteren Fassung die Randy Van Horne Singers zu hören sind, sprechen und singen auf der Albumversion die originalen Stimmen aus der TV-Serie. Die fiktiven Charaktere nutzen den Song, um sich auf musikalische Weise selbst vorzustellen, was auch auf inhaltlicher Ebene zu Unterschieden führt. Verweise auf das Haustier Dino, das instrumentale Zwischenspiel, sowie der zweite Teil über die und von den Rubbles (dt. Geröllheimers) fehlen in der späteren Version, die für das Fernsehen verwendet wurde. Auf der B-Seite des Albums befindet sich eine, mit einem Text unterlegte, Version der früheren instrumentalen Titelmelodie “Rise and Shine”.
II. Kontext
The Flintstones (dt. Familie Feuerstein) ging 1960 auf Sendung und war die erste Zeichentrickserie, die zur Hauptsendezeit, der sogenannten Prime Time, ausgestrahlt wurde. Mit einer Laufzeit von sechs Jahren und insgesamt sechs Staffeln galt The Flintstones drei Jahrzehnte lang als erfolgreichste Zeichentrickserie bis sie 1997 von The Simpsons, die 1989 auf Sendung ging, abgelöst wurde. Diesen beiden Serien ist es primär zu verdanken, dass Cartoons ihr Image als reines TV-Programm für Kinder ablegen konnten und zunehmend auch die Aufmerksamkeit von Erwachsenen auf sich zogen.
Die Serie The Flintstones spielt in der Steinzeit und erzählt vom alltäglichen Leben und den Abenteuern der titelgebenden Familie Flintstone (dt. Familie Feuerstein) und deren Nachbarn, den Rubbles (dt. Geröllheimer). Charakteristisch für die Serie ist die Vermischung von Altem mit Neuem. Damals zeitgenössische Themen und Probleme werden in einem steinzeitlichen Setting verhandelt. Technologie aus dem 20. Jahrhundert ist vorhanden, wird allerdings der Zeit entsprechend angepasst. So fährt Fred zum Beispiel ein Auto aus Stein, das er mit seinen eigenen Füßen antreiben muss und die Funktion der Plattenspielernadel wird von einem Specht übernommen.
Musik spielt im Kontext der Serie eine wichtige Rolle und ist nicht unwesentlich an ihrer bis zum heutigen Tag andauernden Beliebtheit mitverantwortlich (vgl. Doll 1994). MEET THE FLINTSTONES kommt als Titelmelodie die funktionale Bedeutung als Kennmelodie zu und kann somit als musikalische Visitenkarte der Serie bezeichnet werden. Der Song begleitet den Vor- und Abspann und führt die Zuschauenden in klanglicher und textlicher Weise in die Erzählwelt der Serie ein. Charaktere und Settings werden vorgestellt und die auf visueller Ebene gezeigten Handlungen und Begebenheiten textlich kommentiert. Der primär funktionale Charakter des Songs wird dadurch deutlich, dass MEET THE FLINTSTONES, wie die meisten Titelmelodien von Zeichentrickserien, vom Komponisten Hoyt Curtin als eine Auftragsarbeit auf einen vorgegebenen Text geschrieben wurde (vgl. Doll 1994).
Die exponierte Stellung am Anfang und Ende jeder Episode sichert der Titelmelodie eine öffentlichkeitswirksame Plattform. Durch die enge funktionale Bindung des Songs an die TV-Serie, die im weiteren geschichtlichen Verlauf in unzählige Länder exportiert wurde, erlangte dieser schnell weltweites Ansehen. Die Bekanntheit des Songs geht allerdings weit über die tatsächliche Spielzeit der Serie hinaus. So wurde MEET THE FLINTSTONES noch 2010, also 50 Jahre nach der Erstaustrahlung von The Flintstones, in einer Umfrage zu Kinderserien in Großbritannien vom Publikum (2000 Erwachsene wurden befragt) zur Titelmelodie mit dem größten Wiedererkennungswert gewählt (vgl. PRS for Music 2010). Dies zeugt von der bis zum heutigen Tag andauernden großen Beliebtheit und musikgeschichtlichen Bedeutung dieses Songs.
III. Analyse
MEET THE FLINTSTONES wurde für die spätere Version, die für die originale TV-Serie verwendet wurde und somit die weitaus größte Bekanntheit erlangte, mit einer Big-Band unter der Leitung des Komponisten Hoyt Curtin aufgenommen. Die Gesangspartien übernahmen die Randy van Horne Singers, die in den Titelmelodien mehrerer Hanna-Barbera Cartoons zu hören sind. Der Song im 4/4 Takt steht in F-Dur, klingt als Arrangement für Blasinstrumente einen Ganzton tiefer in Es-Dur. Intro und Outro haben eine relativ kurze Dauer von 38 Sekunden (Intro) und 55 Sekunden (Outro), die der Funktion als Erkenn- und Begleitmelodie der Serie geschuldet ist. Formal gliedert sich der Song in je einen 8-taktigen Chorus mit einem 8-taktigen Vers. Der Chorus “Flintstones, meet the Flintstones” bleibt sowohl im Intro als auch im Outro unverändert. Die beiden Strophen unterscheiden sich auf textlicher, nicht jedoch auf musikalischer Ebene. Daraus ergibt sich die formale Struktur AB AB’. Dem Intro geht eine 6-taktige, dem Outro eine 2-taktige instrumentale Einleitung voraus, die im Fall des Intros von Freds Ausruf “Yabba-Dabba-Doo” unterbrochen wird. Im Outro wird die Schlussphrase “You’ll have a gay old time” nach einem 4-taktigen instrumentalen Zwischenspiel wiederholt, bevor der Song mit Freds Ausruf “Wilma” endet.
Zu Beginn des Vorspanns sieht man Fred bei seiner Arbeit im Steinbruch, die durch ein akustisches Pfeifsignal beendet wird. Fred rutscht den Rücken eines Dinosauriers, der ihm gleichzeitig auch als Arbeitsgerät dient, hinunter und fährt mit seinem Auto, dem sogenannten “Flintmobile” nach Hause. Dort holt er zuerst seine Familie und anschließend seine Nachbarn die Geröllheimers ab, um mit allen gemeinsam den fiktiven Film The Monster im Drive-In Autokino zu sehen. Die korrespondierende Textstelle “Let’s ride with the family down the street / with the courtesy of Fred’s two feet” des Songs MEET THE FLINTSTONES kommentiert die dargestellten Ereignisse auf erklärende Weise.
Im Abspann der Serie sieht man, wie die Charaktere das Autokino nach dem Film wieder verlassen. Auf dem Weg nach Hause machen sie noch einen Stopp bei “Bronto Burgers and Rips”, wo Fred sich die überdimensionale Rippe eines Brontosauriers bestellt, durch deren Gewicht das “Flintmobile” umkippt. Zuhause angekommen versucht Fred den Säbelzahntiger Baby Puss, den sich die Familie als Haustier hält, für die Nacht aus dem Haus zu sperren. Die Katze steigt durch das Fenster wieder in das Haus ein und setzt im Gegenzug Fred vor die Tür. Der aufgebrachte Fred ruft “Wilma”, während er an der verschlossenen Tür rüttelt und klopft. Auch die Begebenheiten des Abspanns werden wieder von Textpassagen wie “Someday, maybe Fred will win the fight / than the cat will stay out for the night” des begleitenden Titelsongs MEET THE FLINTSTONES kommentiert.
Die charakteristische Melodie des Songs mit den Tönen C-F, F-D-C-F soll von der Klaviersonate Nr. 17 op. 31/2, der sogenannten “Sturmsonate”, von Ludwig van Beethoven inspiriert worden sein. Im B-Teil des Adagios wird exakt dieselbe Melodie verwendet, die, da sie hier von einem Klavier gespielt wird, im Unterschied zu MEET THE FLINTSTONES auch in F-Dur und nicht Es-Dur klingt. Diese Behauptung lässt sich wahrscheinlich auf Don Julin zurückführen, der in seinem Buch Mandolin for Dummies eine mögliche Beziehung der beiden Stücke darstellte. “‘Meet the Flintstones’ is the opening theme for the 1960s cartoon series, which borrowed a melodic theme from the slow middle movement of Beethoven’s ‘Piano Sonata No. 17 in D minor’ and re-harmonised it with rhythm changes. The theme song contains elements of the old colliding with the new, much like the content of the cartoon itself” (Julin 2012: 253).
MEET THE FLINTSTONES übernimmt eine prägnante Phrase der Melodie von Beethovens Komposition, ändert aber die anderen musikalischen Komponenten und erschafft dadurch etwas Neues. Das Tempo, in dem das Thema von den Van Horne Singers vorgetragen wird, ist mit ca. 160 BPM wesentlich schneller als in der Klaviersonate, wo es als Teil des zweiten, langsameren Satzes unter der Tempobezeichnung Adagio fungiert. Auch der einleitende Aufstieg wird von MEET THE FLINTSTONES in wesentlich schnellerem Tempo imitiert. Die Melodie wurde, wie im obigen Zitat bereits angedeutet, durch sogenannte Rhythm Changes neu harmonisiert. Rhythm Changes bezeichnen eine im Jazz geläufige komplexe 32-teilige Akkordabfolge, die auf den Klassiker und Jazzstandard “I got Rhythm” von George Gershwin zurückgeht. Neben dem 12-taktigen Bluesschema zählen Rhythm Changes zu den bekanntesten und weitverbreitetsten Formen im Jazz. Diese Struktur bietet den Musiker*innen durch die Abfolge von fixierten Akkorden Gelegenheit zu Improvisation, was die Beliebtheit von MEET THE FLINTSTONES bei Jazzmusiker*innen erklärt. Der Song erhält durch die harmonische Form der Rhythm Changes eine jazzige Klangfärbung, die durch die Instrumentation mit Big-Band und Sänger*innen verstärkt wird. Obwohl die Melodie der Beethovensonate im Song zu erkennen ist, lassen die aufgezeigten Unterschiede und die relative Kürze des Motivs berechtigte Zweifel aufkommen, ob man hier von einem Zitat oder einer Entlehnung sprechen kann.
IV. Rezeption
MEET THE FLINTSTONES wurde mit dem weltweiten Erfolg der Serie The Flintstones national und international bekannt. Die erste Welle der Rezeption entstand, als die Serie und mit ihr die Titelmelodie von Rundfunkstationen verschiedenster Länder übernommen wurde. Der Song unterlag dabei unterschiedlich großen Veränderungen. Meist wurde nur der Text in die jeweilige Landessprache übersetzt, der Rest des Songs aber gleichbelassen. Die deutsche Version weicht von dieser Praxis ab und verzichtet komplett auf den Text. Die Melodie wird in der deutschen Fassung von einer elektronischen Orgel gespielt. Die weltweit große Beliebtheit der Serie und die eingängige Melodie führten dazu, dass der Song oft gecovert wurde. MEET THE FLINTSTONES gehört zum Repertoire von Big-Bands und gilt schon längst als Jazz-Standard, der in unzähligen Aufnahmen vorliegt. Unter den Bearbeitungen und Neueinspielungen sind zwei Versionen besonders hervorzuheben.
Der Song wurde von der amerikanischen New Wave-Band The B-52s für den, auf der TV-Serie basierenden Film The Flintstones aus dem Jahre 1994 gecovert. The B-52s treten im Film als fiktionale Band The B.C. 52’s auf, die ihre Version von MEET THE FLINTSTONES bei einem Konzert in Bedrock live spielen. Diese Version wurde ebenso als Single ausgekoppelt und später auf dem Album (Meet) The Flintstones: Music from Bedrock veröffentlicht, die der Band respektable Erfolge und Platzierungen in den Charts einbrachte. Diese Version wurde später in The Real Book aufgenommen, was die Popularität des Songs deutlich unterstreicht.
Jacob Collier veröffentlichte am 1. Mai 2016 eine Multitrack Vocal Jazz-Version des Songs MEET THE FLINTSTONES als zweite Single seines Debutalbums In My Room. Für sein Cover erhielt er 2016 den Grammy for Best Arrangement Instrumental and Vocals.
VIKTOR STEINER
Credits
Music/Writer/Songwriting: Hoyt Curtin, William Hanna & Joseph Barbera
Performer: Hoyt Curtin, Randy van Horne Singers
Duration: 1:23 Min
Recordings
- Anonymous. “Rise and Shine”. On: Songs of the Flintstones, 1961, Golden Records, R680, USA (Vinyl).
- Anonymous. “Meet the Flintstones”. On: Songs of the Flintstones, 1961, Golden Records, R680, USA (Vinyl).
Covers
- The B.C. 52’s. “(Meet) The Flintstones”. On: (Meet) The Flintstones, 1994, MCA Records, MCAS7 54839, USA (Vinyl).
- Jacob Collier. “Flintstones”. On: In My Room, 2016, Membran, 234267, Europe (CD).
References
- Doll, Pancho: REEL LIFE / FILM & VIDEO FILE: Music Helped ‘Flintstones’ on Way to Fame: In 1960, Hoyt Curtin created the lively theme for the Stone Age family. The show’s producers say it may be the most frequently broadcast song on TV”. In: The Los Angeles Times, 02.06.1994. URL: https://www.latimes.com/archives/la-xpm-1994-06-02-vl-64779-story.html [8.9.2021].
- Flintstones The Most Recognisable Kid’s TV Theme. In: PRS for Music, 9.8.2010. URL: https://www.prsformusic.com/press/2010/flintstones-the-most-recognisable-kids-tv-theme-tune [8.9.2021].
- Julin, Don: Mandolin for Dummies. Sussex: John Wiley and Sons 2012.
About the Author
All contributions by Viktor Steiner
Citation
Viktor Steiner: “Meet the Flintstones (Hoyt Curtin)”. In: Songlexikon. Encyclopedia of Songs. Ed. by Michael Fischer, Fernand Hörner and Christofer Jost, https://www.songlexikon.de/songs/meet-the-flintstones, 11/2024.
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