1984
Madonna

Like a Virgin

Der Song LIKE A VIRGIN und das dazugehörige Musikvideo spiegeln Madonnas Image der Anfangszeit wider, indem sie die Gegensätzlichkeit der Rollen ‘Jungfrau’ und ‘Hure’ in einer Person zu vereinen und somit aufzulösen suchen. Die offensichtliche Sexualität und die subtil eingesetzte Ironie machen den Song zum Objekt von Debatten unter Musikliebhabern, aber auch Repräsentanten von Feminismus und Kirche.

I. Entstehungsgeschichte

Vier Jahre nachdem Madonna ihr Tanzstudium abgebrochen hatte, um in New York Karriere als Tänzerin zu machen, unterschrieb sie 1982 ihren ersten Plattenvertrag mit Sire Records und erzielte mit ihrem Debüt-Album Madonna gute Verkaufszahlen in der Dance-Sparte der US-Musikindustrie. Für ihr zweites Album wählte Madonna den Produzenten Nile Rodgers, der als aufstrebender “Schöpfer futuristischer Disco-Musik” (O’Brien 2007: 125) und als einer der wichtigsten Produzenten der späten 1970er Jahre galt. Er hatte nicht nur die Band Chic gegründet und u.a. erfolgreich David Bowie produziert, sondern mit seinen funkigen Grooves auch die Grundlage für einen der ersten erfolgreichen Rap-Hits, “Rapper’s Delight”, von der Sugarhill Gang (1979) geliefert. Als Rodgers Madonna zum ersten Mal bei einem Auftritt sah, war er begeistert: “Da sang und tanzte dieses weiße Mädchen gleichzeitig, zu einer Zeit, in der das sonst niemand tat. Das war das Reich der schwarzen Musik, und dieses weiße Mädchen eroberte es zurück” (Johnson 2003: 24).

LIKE A VIRGIN wurde von dem damals noch relativ unbekannten Songwriter-Duo Billy Steinberg (Text) und Tom Kelly (Musik) geschrieben. Der Text beschreibt das Gefühl eines männlichen Ichs, das sich nach einer schwierigen Scheidung wieder neu in jemanden verliebt.

Aufgrund des bewusst provokativ gestalteten Chorus wurde der Song zunächst von mehreren Künstlern abgelehnt, bis Madonna ihn hörte: “Krankes und Verdorbenes spricht mich immer an […]. Er enthielt so viele Anspielungen, dass ich dachte, einfach großartig. Das wird die Leute mächtig aufregen” (Zollo 2003: 622).

Im Gespräch über ihr zweites Album, das den Titel des Songs erhielt, betonte Madonna gegenüber Rodgers häufig, dass LIKE A VIRGIN das wichtigste Stück für sie sei. Sie begriff somit “instinktiv, dass es ihre individuelle Erkennungsmelodie werden würde” (O’Brien 2007: 126). Da Rodgers den Song zunächst als schwach ansah, verteidigte Madonna ihn: “Der Verlust der Jungfräulichkeit ist das wichtigste Ereignis für jedes Mädchen. Alle Mädchen sprechen darüber, und alle Mädchen werden damit etwas anfangen können” (Johnson 2003: 24). Der Song passte zu der “Jungfrau-Hure-Dichotomie” (O’Brien 2007: 128), auf der Madonna ihr Image aufbauen wollte. Auf dem Cover des Albums präsentiert sie sich in jungfräulich weißem Hochzeitskleid auf einem Bett liegend, jedoch mit einem punkig-aufreizenden Gürtel mit der Aufschrift “Boy Toy” um die Hüfte, der die vorgebliche Unschuld ironisiert.

Die Album-Aufnahmen fanden im Frühling 1984 in den Power Station Studios in Manhattan statt. Die Besetzung für LIKE A VIRGIN vereinte Musiker, die Nile Rodgers aus seiner Band Chic engagiert hatte. Er selbst spielte Gitarre, neben ihm Bassist Bernard Edwards und Drummer Tony Thompson. Für die Synthesizer wurde Rob Sabino engagiert. Wie wichtig Madonna der Song war, zeigt der ungewöhnliche Umstand, dass sie während der Aufnahmen die ganze Zeit im Studio blieb und sich aktiv einbrachte (vgl. ebd.: 132).

Erstmals öffentlich sang Madonna den Song bei den ersten MTV Video Music Awards im September 1984. Ihre Performance, die ins Fernsehen des ganzen Landes übertragen wurde, erregte großes Aufsehen, denn Madonna wälzte sich in einem weißen Hochzeitskleid lasziv auf dem Boden. Das Musikvideo zum Song wurde unter der Regie von Mary Lambert, mit der Madonna bereits zusammengearbeitet hatte, im Juli 1984 in Venedig und New York gedreht. Am 6. November 1984 erschien die Single Like a Virgin, sechs Tage vor der Veröffentlichung des gleichnamigen Albums.

II. Kontext

Beeinflusst von der Disco-Szene der späten 1970er Jahre sowie der seinerzeit aufstrebenden Rap-Musik gelang es Madonna, Tanz und Musik im Mainstream-Pop zu vereinen. Anfang der 1980er Jahre galten Frauenthemen in der Musikbranche als schlecht vermarktbar. Madonna hatte jedoch das Glück, dass im Jahr 1981 der Musiksender MTV auf Sendung ging. In der Blütezeit des Musikvideos hatte dieses Medium großen Einfluss auf den Verkaufserfolg eines Songs und Madonna wusste dies für sich zu nutzen. Nicht nur ihr Auftritt bei den MTV Music Video Awards, sondern u.a. auch das Video zu LIKE A VIRGIN wurden auf dem Sender ausgestrahlt und erreichten somit viele Fans und Kritiker. “Mit Blick auf die erhoffte Filmkarriere drehte Madonna […] Videos, die richtige kleine Geschichten erzählten und hohen Produktionswert besaßen. So hob sie die Maßstäbe für Frauen bei MTV” (ebd.: 139). Der Erfolg ihrer Musik und Videos öffnete den Mainstream-Pop für Frauenthemen. Madonna sprach die Bedürfnisse heranwachsender Frauen in der aufkommenden ‘Spaßgesellschaft’ an, deren Sehnsucht es war, sich selbst zu verwirklichen und “selbst das begehrte Objekt zu sein” (ebd.: 136).

Madonna wird häufig als postmodernes Phänomen bezeichnet, da sie die Selbstinszenierung in den Vordergrund ihrer Arbeit stellt und als Kunstfigur ständig Tabus bricht (vgl. Guilbert 2002). In LIKE A VIRGIN inszeniert Madonna sich als das ehemals gute katholische Mädchen, das vom rechten Weg abgekommen ist; im Video verkörpert sie “Jungfrau” und “Hure” zugleich. Der Song ist ein weiterer Schritt zur Medialisierung und Selbststilisierung der Kunstfigur Madonna, die weder authentisch zu sein vorgibt, noch vorhandene Stereotype erfüllt.

III. Analyse

Der Song LIKE A VIRGIN ist in hohem Maße zum Tanzen geeignet, wozu ein eingängig swingender Bass, pointierte Synthesizer-Einwürfe und ein treibendes Schlagzeug in einem moderaten Tanz-Tempo von 119 bpm einladen. Er folgt der großen AABA-Form und baut sich wie folgt auf: Intro – Verse 1 (ab) – Chorus – Verse 2 (ab) – Chorus – Bridge – Verse 3 (b) – Chorus – Open Chorus mit Fade Out. Der 10-taktige b-Teil eines jeden Verses endet mit einem Take-off zum Chorus. Der dritte Verse besteht nur aus diesem b-Teil, denn die Bridge hat formal gesehen den Platz des 8-taktigen a-Teils eingenommen.

Seine (für viele nachweislich anziehende) Wirkung verdankt der Song wohl in nicht zu unterschätzendem Maße dem auf textlicher wie auch auf musikalischer Ebene vorhandenen ironischen Kontrast von unschuldiger Verspieltheit und berechnender sexueller Direktheit, der im Musikvideo noch verstärkt dargestellt wird. Mal klingt Madonnas Singstimme süß und schmeichelhaft, wenn sie nicht ohne Ironie eine Erlaubnis zum Spielen erteilt ‒ schließlich verhält sie sich ja nur wie (“like”) eine Jungfrau, ist aber keine. Mal klingt ihre Stimme fordernd und verlangend, wenn sie selbstbewusst und leidenschaftlich “von der erneuernden Kraft der Liebe” (O’Brien 2007: 130) singt.

Somit ist auch der Text des Songs vieldeutig und kann unterschiedlich interpretiert werden. In Verse 1 berichtet das lyrische Ich über die durchgestandenen Schrecken der Vergangenheit (“I made it through the wilderness”), welche jedoch nicht genau erläutert werden und entweder rein psychisch (vgl. Decker 2005: 266) oder physisch (vgl. Fenimore 2011: 30) interpretiert werden können. Durch ein direkt angesprochenes Gegenüber wurde das lyrische Ich gerettet und fühlt sich wie neu (“But you made me feel / Shiny and new”).

In Verse 2 beschreibt es das Verschwinden seiner Angst (“My fear is fading fast”) und den Gewinn an Selbstvertrauen und Wärme. Diese Transformation wurde durch einen “bereits erfolgten Sexualakt zwischen singendem ‘Ich’ und angesungenem ‘Du'” (Decker 2005: 267) ausgelöst, in dem sich das lyrische Ich wie eine Jungfrau gefühlt hat. Der ironische Satz “Been saving it all for you / Cause only love can last” bezieht sich demnach auf eine “emotionale Jungfräulichkeit” (ebd.: 267); die längst verlorene sexuelle ist nicht entscheidend.

Verse 3 ist eine leicht variierte Zusammenstellung von Phrasen aus Verse 1 und 2. Im Chorus deutet das ironisch gequietschte “Hey” kurz nach “Like a Virgin” aufgrund seiner Tonhöhe direkt auf die Unreife, die man mit Jungfräulichkeit verbindet, hin. Die melismatische Verlängerung vom zweiten “Virgin” im Chorus unterstreicht die Wichtigkeit dieses Wortes und deutet die Verführung des Gegenübers an, dem spielerisch “die Rolle des sexuell aktiven und entjungfernden Mannes” (ebd.: 268) zugewiesen wird.

Im Open Chorus kann die Aussage “Feels so good inside” sowohl auf das Selbstwertgefühl des lyrischen Ichs als auch auf den Sexualakt bezogen werden.

Obwohl der Songtext im Ganzen ein Gefühl von Sicherheit und Neubeginn einer romantischen Liebe vermittelt, sorgen Harmonik und Rhythmik für Unsicherheit und Verwirrung. Von Anfang an ist der Song von einem eintaktig swingenden Bass-Pattern (f-d-c-f-f-d-c-d) geprägt, welches in Achteln durchläuft, jedoch durch das frühzeitige Auftauchen des Tons f auf der vierten Achtel unruhig wird. Auf der eigentlich unbetonten Zählzeit 2+ entsteht dadurch eine Betonung, die von kurzen Akkord-Einwürfen des Synthesizers noch untermalt wird. In Kombination mit dem treibenden Schlagzeug lädt dieser synkopierte Rhythmus zum Tanzen ein, wird jedoch im Chorus modifiziert bzw. verunklart, da abwechselnd ein Takt eingeschoben wird, in dem die Akkord-Einwürfe auf der zweiten und fünften Achtel liegen. Die dadurch entstehende Leere auf der eigentlich schweren Eins, sorgt für Irritation und unterstreicht somit den spielerisch-leichten Charakter des Songs.

Das Bass-Pattern und die dazugehörigen Akkord-Einwürfe bilden einen F6-Akkord (a,c,d,f: Töne der Akkord-Einwürfe von unten nach oben), der sowohl den Verse als auch den Chorus dominiert. Die hinzugefügte Sexte (Ton d) macht den Akkord jedoch mehrdeutig, denn es könnte sich auch um Dm7 handeln. Um die Ambivalenz zu unterstreichen, taucht der Ton d im Bass-Pattern sowie in der Melodiestimme häufig auf, allerdings nur auf unbetonten Zählzeiten (z.B. auf die Silbe “-gin” von “Virgin”). Wenn die Harmonie in der Mitte jedes Verses und Chorus kurz zu Gm7 wechselt, spielt der Bass schlichte Tonwiederholungen auf g, das charakteristische Pattern ist also dem dominanten F6-Akkord angehörig.

Eine eindeutige Kadenz und somit eine treibende Richtung entwickelt die Harmonik nur im Take-off, also am Ende eines jeden b-Teils der Verses. Nach einem zweimaligen Wechsel von Gm7 und Dm7 (“But you made me feel / Yeah, you made me feel”), erklingt der Vorhaltsakkord Csus4 (“Shiny and new”), der sich zur klaren Dominante C-Dur auflöst und somit den Chorus eindeutig in F-Dur stehen lässt. Diese erwartete Sicherheit wird jedoch sofort wieder durch den uneindeutigen F6-Akkord mit dem stolpernden Bass-Pattern und den synkopierten Keyboard-Einwürfen erschüttert. Die Bridge besteht nur aus gesungenen ‘ooohs’ und bringt harmonisch keine neue Klarheit, da sie nur einen viermaligen Wechsel von G und Dm7 beinhaltet.

Der Schlagzeug-Sound von LIKE A VIRGIN ist das Ergebnis einer innovativen Aufnahmetechnik. Bis dahin war es in der Dance-Musik üblich, die Schlagzeugsignale möglichst direkt aufzunehmen. Doch in diesem Fall kombinierte der leitende Tontechniker Jason Corsaro diese direkten Signale mit einer zusätzlichen, in der Rock-Musik üblichen, räumlichen Aufnahme des Schlagzeugs. Corsaro schwärmt: “There was only guitar and a bass around it, there was so much space for the drums to fill […] you could hear what Tony was doing so clearly” (Simons 2004: 158).

Das Video zu LIKE A VIRGIN bebildert die Vereinigung gegensätzlicher Charaktere: Während sich Madonna im schwarzen hüftfreien Kleid auf einer venezianischen Gondel lasziv räkelt und durch die Straßen tanzt (‘Huren’-Persona), bereitet sich Madonna als ‘Jungfrau’ im weißen Brautkleid auf ihre besondere Nacht vor und wartet auf den Bräutigam. Ein Löwe “als Inbegriff männlicher Sexualität” (Prexl 2007: 12) streift durch die Straßen und wird mit einem Mann mit Löwenmaske in Verbindung gebracht, der die ‘schwarze’ Madonna auf einer Gondel ausführt. Ein Bräutigam trägt die Braut ins Bett. Madonna präsentiert sich “sowohl als passives Objekt männlichen Begehrens als auch als aktives Subjekt weiblicher Verführungskunst” (ebd.). Sie durchbricht damit die in den 1980er Jahren übliche eindimensionale Darstellung von Frauen als Sexobjekt in Musikvideos durch eine komplexe und starke Frauendarstellung (vgl. Kruse 1999: 92), die mit der Straße auch eine typische “boy zone” (Lewis 1990: 122) erobert, also einen Bereich, der bisher in Videos dem männlichen Geschlecht vorbehalten war.

Der Anfang des Videos, in dem Madonna an einem Pier in New York zu sehen ist, deutet an, dass die Szenen in Venedig nur eine Vorstellung, eine Traumwelt sind. Demnach träumt die ‘New Yorker’ Madonna davon, beide Charaktere in sich zu vereinen, was ihr aber in der Realität nicht möglich ist. Die traditionelle Vorstellung von weiblicher Sexualität einer unverheirateten Frau oszilliert zwischen ‘Hure’ oder ‘Jungfrau’. Durch die Vereinigung beider Pole in einer Person stellt Madonna diese Vorstellung als ein soziales Konstrukt in Frage (vgl. Grigat 1995: 2). Die Auflösung der Grenzen zwischen den zwei Extremen wird u.a. durch die religiösen Rosenkränze als Halsketten der ‘Huren’-Persona und die verführerischen Blicke der Braut visualisiert (vgl. Prexl 2007: 12).

IV. Rezeption

Vor ihrem zweiten Album war Madonna nur im Bereich Dance Music in den USA bekannt, dann gelang ihr der weltweite Durchbruch im Mainstream-Pop. Der harte Backbeat der Snare des Schlagzeugers Tony Thompson sorgte außerdem dafür, dass Rock-Radio-Stationen und somit Rock-Fans auf sie aufmerksam wurden (vgl. Simons 2004: 158). Am 22. Dezember 1984 erreichte die Single LIKE A VIRGIN die Nummer-Eins-Position in den US Billboard Hot 100 Charts, wo sie sich sechs Wochen hielt. Erste Positionen erreichte sie auch in Australien, Kanada und Japan, sowie Top-Ten-Platzierungen in zahlreichen anderen Ländern. Das gleichnamige Album verkaufte sich weltweit 21 Millionen mal und machte Madonna zur Popikone der 1980er Jahre. Im Jahr 2001 erschien ein Remix des Albums mit einem zusätzlichen Extended Dance Remix von LIKE A VIRGIN. Der Song ist außerdem auf den Kompilationen The Immaculate Collection (1990) und Celebration (2009) erschienen.

Seit ihrer ersten The Virgin Tour im Jahr 1985 sang Madonna den Song auf insgesamt sechs ihrer zehn Tourneen. Sie präsentiert ihn dabei als die Hymne, zu der er geworden ist, verändert ihn aber stets und covert sich sozusagen selbst. Ganz im Sinne der postmodernen Kunstfigur fertigt sie Kopien von Kopien an und weitet das Spiel mit den Bildern Hure und Jungfrau auf vielfältige Rolleninszenierungen aus.

Angesichts des skandalösen Auftritts bei den MTV Video Music Awards im Jahr 1984 und des sexuell geprägten Musikvideos befürchteten Feministinnen einen Rückschlag für ihre Errungenschaften. Die pornographische Darstellung der Frau als unterwürfiges Geschöpf, das nur zum Vergnügen der Männer existiert, warf die Frage auf, ob Madonna außer dieser Rolle noch anderes verkörpern könne. Vertreter der Kirchen sahen in dem Song eine provokative Aufforderung zum Sex vor der Ehe und fürchteten einen negativen Einfluss auf junge Mädchen (vgl. Greeley 1988). Schon bald zeigte sich jedoch, dass Madonna jungen Mädchen Stärke vermittelte. Obwohl “die Sexualität in ihren Videos auf Männer gerichtet zu sein scheint, schwang da ein verschmitzter Unterton mit, den [die weiblichen Fans] heraushören konnten” (O’Brien 2007: 150) Madonna selbst sah ihre Arbeit zwar nicht als feministisch an, gab aber zu, dass die Weitergabe von Hoffnung, Stärke und Selbstvertrauen an junge Frauen feministische Züge habe (vgl. Gilmore 1987). Nachdem sie in dem Film Susan…verzweifelt gesucht (1985) eine Frau dargestellt hatte, die selbstbestimmt nach ihren eigenen Prinzipien lebt, begann in den USA das Madonna-Phänomen aufzukeimen. Überall kleideten sich Mädchen wie Madonna und bei der Virgin Tour sang sie hauptsächlich vor weiblichem Publikum, das von ihrer Stärke und Energie angezogen wurde. Madonna wurde ihr eigenes Markenzeichen und gründete das Modelabel Boy Toy im punkig-erotischen Stil (vgl. O’Brien 2007: 149).

Die erste Cover-Version von LIKE A VIRGIN wurde im Jahr 1985 vom Musiker und Parodist “Weird Al” Yankovic geschrieben und trägt den Titel “Like a Surgeon”. Im Video zum parodistischen Song räkelt sich Yankovic übertrieben sexy auf einem Krankenhaus-Bett, während ebenfalls ein Löwe durch die Gänge stolziert. Seitdem entstanden weitere 35 Covers, von House- über Jazz- bis zu A-Capella-Versionen. Auch in Filmen wurde das Lied aufgegriffen. Am Anfang von Reservoir Dogs entpuppt sich Mr. Brown (eine von Regisseur Quentin Tarantino selbst gespielte Nebenfigur) durch seine Analyse von LIKE A VIRGIN als oberflächlicher und sexistischer Charakter. Außerdem wird der Song in den Filmen Moulin Rouge (2001) und Bridget Jones: Am Rande des Wahnsinns (2004) verwendet.

Durch ihren provokativen Auftritt bei den ersten MTV Video Music Awards begründete Madonna eine Skandal-Tradition, der besonders Britney Spears, aber auch viele andere Künstler wie Lady Gaga, Nirvana, Kanye West und Miley Cyrus bei den Awards folgten (vgl. Hare 2013). Madonna selbst trat in ihre eigenen Fußstapfen als sie bei den Awards im Jahr 2003, diesmal als Bräutigam verkleidet, ihre zwei ‘Bräute’ Britney Spears und Christina Aguilera, die zuvor zu LIKE A VIRGIN gesungen hatten, küsste und so die Öffentlichkeit erneut schockierte.

 

LEA WOLPERT


Credits

Vocals: Madonna
Guitar: Nile Rodgers
Bass: Bernard Edwards
Drums: Tony Thompson
Synthesizer: Rob Sabino
Songwriting: Billy Steinberg (Lyrics) & Tom Kelly (Music)
Producer: Nile Rodgers
Main Audio Engineer: Jason Corsaro
Label: Sire Records (Warner Bros. Records)
Recorded: April 1984, Power Station Studios, New York
Published: 6. November 1984
Length: 3:39

Recordings

  • Madonna. “Like a Virgin”, Like a Virgin, 1984, Sire Records/Warner Bros. Records, 9 25157-2, US (CD/Album).
  • Madonna. “Like a Virgin”, The Immaculate Collection, 1990, Sire Records/Warner Bros. Records, 9 26440-2, US (CD/Compilation).
  • Madonna. “Like a Virgin”, Like a Virgin, 2001, Warner Bros. Records, 9-47901-1, US (CD/Album,Remix).
  • Madonna. “Like a Virgin”, Celebration, 2009, Warner Bros. Records, 521096-2, US (CD/ Compilation, Remix)
  • Like a Virgin. Regie: Mary Lambert. Darsteller: Madonna. Warner Music Video, 1984. (VHS/7599 38101-3).

Covers

(Auswahl)

  • “Weird Al” Yankovic. “Like a Surgeon”, Dare To Be Stupid, 1985, Rock’n’Roll Records, ZK 40033, US (CD/Album).
  • Jim Broadbent. et. al.. “Like a Virgin (Original Film Version)”, Moulin Rouge 2 – Music From Baz Luhrmann’s Film, 2002, Interscope Records, 493 228-2, Europe. (CD/Various).
  • Mad’house. “Like a Virgin”, Absolutely Mad, 2002, Universal Licensing Music, 018 487 2, France (CD/Album).
  • Jeanette Biedermann. “Like a Virgin”, Come Together – A Tribute To BRAVO, 2006, Polydor, 984 354-6, Germany (CD/Compilation).
  • Richard Cheese. “Like a Virgin”, Silent Nightclub, 2006, Surfdog Records, 44111-2, US (CD/Album).
  • Glee Cast. “Like a Virgin”, Glee: The Music, The Power of Madonna, 2010, Columbia, 88687 67681 2, US (CD/EP).

References

  • Decker, Jan-Oliver: Madonna: Where’s That Girl. Starimage und Erotik im medialen Raum. Kiel: Ludwig 2005.
  • Fenimore, Ross Joseph: Madonna’s Confession: Sound, Self, and Survival in a Love Song. Diss. University of California, Los Angeles 2011.
  • Gilmore, Mikal: Madonna on Being a Star/The Madonna Mystique. In: Rolling Stone
    10 (1987). Retrieved from Allaboutmadonna.com. URL: http://allaboutmadonna.com/madonna-interviews-articles/rolling-stone-september-1987 [10.07.2013].
  • Greeley, Andrew: God in Popular Culture. Chicago: Thomas More Press 1988.
  • Grigat, Nicoläa: Madonnabilder: dekonstruktive Ästhetik in den Videobildern Madonnas. Studien zum Theater, Film und Fernsehen. 21. Ed. by Renate Möhrmann. Frankfurt a.M.: Lang 1995.
  • Guilbert, Georges-Claude: Madonna as Postmodern Myth. Jefferson: McFarland & Co. 2002.
  • Hare, Breeanna: “Miley Cyrus upholds MTV VMAs tradition”. In: CNN (27 August 2013). URL: http://edition.cnn.com/2013/08/26/showbiz/celebrity-news-gossip/miley-cyrus-mtv-vmas [02.09.2013].
  • Johnson, Howard: Do You Remember The First Time?. In: Q Special Edition (2003), 24.
  • Kruse, Holly: “Gender”. In: Key Terms in Popular Music and Culture. Ed. by Bruce Horner & Thomas Swiss. Oxford: Blackwell 1999, 85-100.
  • Lewis, Lisa: Gender Politics and MTV: Voicing the Difference. Philadelphia: Temple University Press 1990.
  • Metz, Allen & Benson, Carol: The Madonna Companion: Two Decades of Commentary. New York: Schirmer Books 1999.
  • O’Brien, Lucy: Madonna. Like an Icon. London: Transworld Publishers 2007.
  • Prexl, Lydia. Hure oder Heilige? Die Überwindung der binären Opposition am Beispiel von Madonnas Musikvideoclip ‘Like a Virgin’. München: Grin 2007.
  • Simons, David: Studio Stories. How the great New York records were made. Balafon: Backbeat Book 2004.
  • Zollo, Paul: Songwriters on Songwriting. Cincinnati: Da Capo Press 2003.

Films

  • Reservoir Dogs. Regie: Quentin Tarantino. Drehbuch: Quentin Tarantino. Universum Film, 2003 (DVD).
  • Bridget Jones: Am Rande des Wahnsinns. Regie: Beeban Kidron. Drehbuch: Richard Curtis et al. Universal, 2004 (DVD).

About the Author

Analysis written in a course of Prof. Dr. Stefan Weiss at the Hanover University of Music, Drama and Media.
All contributions by Lea Wolpert

Citation

Lea Wolpert: “Like a Virgin (Madonna)”. In: Songlexikon. Encyclopedia of Songs. Ed. by Michael Fischer, Fernand Hörner and Christofer Jost, http://www.songlexikon.de/songs/likeavirgin, 07/2013 [revised 05/2014].

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