DON’T STOP BELIEVIN’ ist einer der bekanntesten Songs der US-amerikanischen Rockband Journey und erlebt gegenwärtig eine Renaissance in Film (Rock of Ages, Monster), Fernsehen (Glee, Family Guy, The Sopranos) und Videospielen (Rock Band) sowie durch zahlreiche Coverversionen (Glee, Northern Kings, Petra Haden).
I. Entstehungsgeschichte
DON’T STOP BELIEVIN’ ist der Eröffnungstrack des 7. Studioalbums Escape (1981), das von Kevin Elson (Lynyrd Skynyrd) und Mike Stone (Queen) in den Fantasy Studios in Berkeley, Kalifornien produziert wurde und mit den Hitsingles DON’T STOP BELIEVIN’, Who’s Crying Now, Still They Ride und Open Arms zum größten Erfolg der vierzigjährigen Bandgeschichte wurde. Mit mehr als 12 Millionen verkauften Platten und 9 Platin-Auszeichnungen gilt es als das erfolgreichste Album von Journey.
II. Kontext
Journey wurde 1973 zunächst als Jazzrock Band durch Neal Schon (Gitarre, ex Santana), Greg Rolie (Keyboard, ex Santana), Ross Valory (Bass, ex Steve Miller Band) und Aynsley Dunbar (Schlagzeug, ex The Mothers of Invention) in San Francisco unter dem Namen Golden State Rhythm Section gegründet. George Tickner nahm kurze Zeit später den Posten als Leadsänger und Rhythmusgitarrist ein. Durch eine Hörerumfrage des Radiosenders KSAN bekam die Band einen attraktiveren Namen und firmierte seitdem unter Journey. Im Gründungsjahr 1973 gelang das erfolgreiche Bühnendebut vor 10.000 Zuschauern in San Franciscos Winterland, einem zum Konzertsaal umgebauten Eishockeystadion. Der anfänglich verfolgte Stil des Jazzrock offenbarte bereits eine große musikalische Bandbreite – zu hören, auf den ersten drei Alben Journey (1975), Look into the Future (1976) und Next (1977). Der kommerzielle Durchbruch ließ jedoch auf sich warten.
Das vierte Album Infinity (1978) sollte eine große Veränderung mit sich bringen. Manager Jon-Erik Birchenough versuchte den Erfolg der Band durch einen Stilwechsel zum Rock, einen neuen Sänger (Steve Perry), sowie einen neuen Produzenten (Mike Stone, Queen) zu steigern. Das Konzept ging auf: Kommerzielle und radiotaugliche Songs wie Wheel in the Sky verhalfen dem Album zu Platz 21 in den US-amerikanischen Charts, mit über 4 Millionen Verkäufen weltweit und insgesamt drei Platin-Auszeichnungen. Die Besetzung Journeys veränderte sich in den folgenden drei Jahren mehrfach. So übernahm etwa Steve Smith den Posten am Schlagzeug für Aynsley Dunbar, während Keyboarder Greg Rolie im Anschluss an das Album Departure (1980) durch Jonathan Cain ersetzt wurde. Besagter Cain hatte wesentlichen Einfluss auf die Produktion von Escape (1981), auf dem DON’T STOP BELIEVIN’ den Eröffnungstrack bildet (s.o.). Das Album erreichte den ersten Platz in den US-Charts und hielt sich dort über ein Jahr lang in den Top 20.
Bemerkenswert ist die hohe Produktivität von Journey in den Anfangsjahren. Zwischen dem Debutalbum Journey (1975) und dem Erfolgsalbum Escape (1981) veröffentlichte Journey acht Studio- und Livealben. Die folgenden Studioalben Frontiers (1983) und Raised on Radio (1986) erreichten ebenfalls die Top 10 und erhielten mehrere Platin-Auszeichnungen. Allerdings nahm der kommerzielle Erfolg stetig ab und so löste sich die Band 1988 auf. Im Jahr 1996 kam es zur Wiedervereinigung mit “klassischer” Besetzung Perry, Schon, Cain, Valory und Smith. Das Reunion-Album Trial by Fire (1996) erreichte Platz 3 in den USA) und erhielt eine Platin-Auszeichnung. Bis heute produzieren Journey erfolgreich Alben; zudem sind sie durch Hits wie DON’T STOP BELIEVIN’ oder “Wheel in the Sky”, die in Film und Fernsehen aufgegriffen wurden, medial präsent.
Journey hatte großen Einfluss auf den Hair Metal und Hardrock der 1980er Jahre. Dennoch polarisiert die Musik Journeys: Einerseits existiert der Vorwurf, die Musik sei aufgrund ihrer charttauglichen Kompositionen wenig innovativ; Andererseits gilt Journey dank ihrer Mischung aus bluesigem Hardrock, Progressive Rock und Pop, technischer Virtuosität und einem herausstechenden Sänger als eine Supergruppe der späten 1970er und 80er Jahre, die Hallen und Stadien füllte und dessen Lieder bis heute noch im Radio und Fernsehen gespielt werden.
III. Analyse
Der Text von DON’T STOP BELIEVIN’ schildert keine eindeutige Handlung. Allgemein lässt sich ein durchweg hoffnungsvoller Ausdruck feststellen. Zwei Deutungsmöglichkeiten legt der Text in besonderem Maße nahe. Einerseits thematisiert der Songtext den Wunsch, sich im Leben zu verwirklichen. Menschen verlassen ihr Zuhause und ziehen von der Vorstadt in die Metropolen, um ihr Glück zu versuchen und “entdeckt” zu werden. Andererseits handelt der Song auch über Liebe, die überall zu finden ist, gerade dort, wo man sie nicht vermutet. Beide Interpretationen schließen sich nicht aus. Der Songtitel DON’T STOP BELIEVIN’ kommt im Text erst am Ende vor und appelliert daran, dass man niemals aufgeben soll seinen Traum zu verwirklichen oder die große Liebe zu suchen.
Auch musikalisch wird die Botschaft unterstützt. DON’T STOP BELIEVIN’ steht in der Tonart E-Dur und hat ein moderates Tempo mit ca. 120 Schlägen pro Minute, welches die tendenziell beschwingte bis optimistische Wirkung des Songs unterstützt. Auch die simple Harmonik, die mit den Stufenakkorden I, III, IV, V und VI auskommt und sich um die Durkadenz bewegt, bewirkt einen insgesamt hoffnungsvollen Ausdruck. Auffällig hingegen ist die formale Struktur. Anders als bei vielen Songs populärer Musik, die einen Aufbau von Strophe und Chorus und einem optionalen Pre-Chorus besitzen, besteht DON’T STOP BELIEVIN’ aus zwei formalen Teilen, die mehrmals aufeinander folgen. Das Besondere ist jedoch, dass der zweite Formteil weniger die Funktion eines Chorus, sondern eher die eines Pre-Chorus hat. Der eigentliche Chorus, der den Text “DON’T STOP BELIEVIN'” beinhaltet, erklingt erstmals zum Schluss. Auf diese Weise entspricht der Text den oben angestellten Interpretationen: Die Suche nach der Liebe oder Erfolg im Leben sind gekennzeichnet von Zufällen; der Ausgang ist ungewiss. Somit wirkt der Appell am Ende des Songs, die Hoffnung nicht zu verlieren, umso deutlicher und bleibt dem Hörer anschließend im Gedächtnis.
Das Stück beginnt mit einem Pianointro mit der Akkordprogression | E | B | C#m | A | E | B | G#m | A |, die für DON’T STOP BELIEVIN’ kennzeichnend ist. Die rechte Hand spielt die oberen zwei Töne des Dreiklangs auf den Viertelnoten und auf dem Offbeat einen tieferen Akkordton im Wechsel. Dabei liegt die Betonung auf den Viertelnoten, wodurch dem Song ein heiteres Ausdrucksmoment zukommt, ohne dabei allzu hektisch zu wirken. Des Weiteren erklingen auf den letzten drei Achtelnoten des Taktes Bassläufe der linken Hand, welche die Akkorde verbinden. Nach dem einmaligen Spielen der Akkordfolge setzt der Gesang mit der ersten Strophe zur unveränderten Begleitung ein. Auf die erste Strophe folgt ein Instrumentalteil über dieselbe Begleitstruktur, in der Gitarrist Neal Schon einsteigt und ein kurzes Motiv aus vier Tönen wiederholt. Zuerst nur sehr leise und abgedämpft angeschlagen, öffnet er den Klang und spielt schlussendlich legato, wodurch – unterstützt durch einen dynamischen Röhrenverstärker – die Lautstärke enorm ansteigt.
Die darauffolgende zweite Strophe ist musikalisch wie die erste gestaltet. Der Übergang in den ersten Pre-Chorus wird durch Bass-, Gitarren- und Schlagzeugakzente eingeleitet. Harmonisch gestaltet sich der Pre-Chorus noch reduzierter als die Strophe mit der Akkordfolge | A | A | E | E | A | A | B | B |, dafür umso energischer durch das einsetzende Schlagzeug und der gemeinsamen Betonung auf durchgehende Achtelnoten. Die verzerrte E-Gitarre Schons ergänzt die vom Piano gespielten Akkorde in einer höheren Lage auf den Zählzeiten 1 und 2+ und unterstützt die Gesangsmelodie, welche sich rhythmisch an der Gitarre orientiert. Im Anschluss daran erklingt ein kurzer Instrumentalteil mit dem neuen Riff der Strophe, das von der verzerrten Gitarre stärker getragen wird. Die dritte Strophe weist durch das weiterlaufende Schlagzeug, dem unterstützenden Bass und zwei E-Gitarren eine deutlich höhere Intensität als die ersten beiden Strophen auf. Nach dem anschließenden Pre-Chorus folgt das Gitarrensolo Neal Schons zum Riff der Strophe mit einem rasanten Lauf als Einstieg. Der weitere Verlauf des Solos gestaltet sich hingegen melodisch mit gefühlvollen Bendings (Saitenziehen) und motivischer Gestaltung des weitgehend pentatonischen Tonmaterials. Während des Solos spielen ebenfalls verzerrte Rhythmusgitarren, was nahelegt, dass das Solo nachträglich eingespielt wurde. Durch die Verwendung von Hall- und Delayeffekten, der hohen Lautstärke im Mix sowie einer Doppelung wirkt die Sologitarre sehr groß und steht im Zentrum der Darbietung.
Im Anschluss an das Solo erklingt erstmals der Chorus als Höhepunkt des Stückes mit dem textlichen Bezug zum Titel und der Harmonik der Strophe. Steve Perrys ohnehin hoher Gesang geht zur Steigerung noch einen Ton höher und erreicht erstmals das dreigestrichene C#. Zur Unterstützung erklingen zwei im Stereopanorama getrennte verzerrte elektrische Gitarren, die unterschiedliche Riffs spielen und zusammen mit dem Schlagzeug und dem deutlich wahrnehmbaren Bass eine mitreißende Wirkung erzeugen. Das für den Songanfang charakteristische Klavier hingegen ist im Mix mittlerweile komplett verschwunden. Der Song hat sich von einer anfänglichen Popballade zu einem mitreißenden Rocksong entwickelt.
DON’T STOP BELIEVIN’ hat keinen auskomponierten Schluss, sondern endet mit einem Fade Out. Damit wird die lyrische Botschaft unterstützt, denn die Suche nach Liebe oder Erfolg im Leben ist im Text noch nicht beendet. Ein offenes Ende bewirkt beim Hörer kein Gefühl der Abgeschlossenheit, sondern befördert eine Beschäftigung mit dem Stück über die gerade vollzogene Wahrnehmung hinaus. Auf diese Weise bleibt der Song im Gedächtnis; der Appell ist umso wirksamer.
Die Analyse verdeutlicht die in sich schlüssige Verbindung des Textes mit der musikalischen Umsetzung. Bedenkt man die ursprüngliche Charterfolge und die erneute Präsenz des Stückes in den Medien, müssen gewisse Merkmale im Song vorhanden sein, die ihn so attraktiv machen. Zuallererst ist dies seine Eingängigkeit, die sich hauptsächlich durch ihre musikalische Struktur erklären lässt. Insgesamt weist DON’T STOP BELIEVIN’ eine geringe Komplexität auf. Die Harmonik beschränkt sich auf wenige diatonische Akkorde und die Melodik des Gesangs und der Gitarre weichen nicht davon ab. Der Gesang phrasiert stark motivisch, sodass der Hörer den weiteren Verlauf antizipieren kann. Auch sämtliche Gitarrenfills und das Solo sind sehr melodisch und eingängig. Die einfache Form ist insofern interessant, als über weite Strecken des Songs auf einen Chorus verzichtet wird bzw. dessen Wirkung, die Aussage des Textes unterstützend, für das Ende des Stückes aufgehoben wird.
Charakteristisch für DON’T STOP BELIEVIN’ ist die außergewöhnliche Stimme Steve Perrys, die sich in diesem Stück zwischen dem zweigestrichenen E und dem dreigestrichenen C# abspielt. Der größte Teil der Gesangsmelodie bewegt sich im Fünftonraum zwischen E und B. Der Bass ist ebenfalls sehr interessant. Sein Sound ist markant, sehr mittig, „knarzend“ und laut abgemischt. Meist bewegt er sich in einer höheren Lage und ist präsent im Gesamtsound. Aufgrund des wenig ausgeprägten (Sub)Bassbereichs, dem hohen Gesang und der entspannten Pianobegleitung entsteht die lockere und “optimistische” Wirkung von DON’T STOP BELIEVIN’. Die Übereinstimmung der positiven Aussage des Stückes mit der Leichtigkeit der Musik, die durch die strukturelle Einfachheit erzeugte Eingängigkeit und die musikalisch versierte Umsetzung könnten einen Teil des Erfolgs erklären. Der starke Hymnencharakter der Musik und die Offenheit des Textes erlaub(t)en die Nutzung in Film, Sport und sonstigen feierlichen Anlässen, wodurch sich die Bekanntheit des Songs bis heute stetig steigern konnte. DON’T STOP BELIEVIN’ kann daher als zeitloser Ohrwurm bezeichnet werden.
IV. Rezeption
Sowohl das Album Escape, als auch die darauf enthaltene Single DON’T STOP BELIEVIN’ waren in den Charts in den Jahren 1981 und 1982 sehr erfolgreich. Escape erreichte den ersten Platz in den US-amerikanischen Albumcharts im September 1981 und war bis 1984 in den Billboard Top 200 vertreten. Weitere Chartpositionen erreichte es in Kanada (#6), Japan (#26), Deutschland (#59) und im Vereinigten Königreich (#32).
Die Erfolgssingle DON’T STOP BELIEVIN’ erreichte Platz 8 in den Mainstream Rock und Platz 9 in den Pop Singles Charts in den USA und Platz 62 in den britischen Singlecharts. Einen erneuten Durchbruch erlangte das Stück im Dezember 2009 in Großbritannien, wo es Platz 6 erreichte; es hielt sich dort insgesamt 63 Wochen in den Charts. Auch im digitalen Vertrieb verkaufte sich DON’T STOP BELIEVIN’ mit über 5,5 Millionen Downloads allein in den USA sehr oft und gilt damit als einer der bestverkauften Songs im Internet aller Zeiten. Über eine Millionen Mal wurde es als Klingelton erworben. Die mediale Präsenz durch Film, Fernsehen, Werbung und Sport ermöglichte die zweite Erfolgswelle 30 Jahre nach der Veröffentlichung des Stückes.
JAN-PETER HERBST
Credits
Komposition: Jonathan Cain, Steve Perry, Neal Schon
Lead Gesang: Steve Perry
Background Gesang: Ross Valory, Jonathan Cain, Neal Schon
Gitarre: Neal Schon
Bass: Ross Valory
Schlagzeug: Steve Smith
Recording Engineer: Wally Buck
Produzent: Kevin Elson, Mike Stone
Mastering: Bob Ludwig
Veröffentlichung: 31.7.1981 (Album Escape), 06.10.1981 (Single DON’T STOP BELIE-VIN’)
Länge: 4:10
Recordings
- Journey. Journey, 1975, Columbia, PC 33388 (LP/Album).
- Journey. Look into the future, 1976, Columbia, PC 33904 (LP/Album).
- Journey. Next, 1977, Columbia, PC 34311 (LP/Album).
- Journey. Infinity, 1978, Columbia, HC 44912 (LP/Album).
- Journey. “Wheel in the Sky”, Infinity, 1978, Columbia, HC 44912 (LP/Album).
- Journey. Escape, 1981, Columbia, HC 47408 (LP/Album).
- Journey. “Don’t Stop Believin'”, Escape, 1981, Columbia, HC 47408 (LP/Album).
- Journey. Don’t Stop Believin’, 1981, Columbia, 18-02567 (7“/Single).
- Journey. Open Arms, 1981, Columbia, 18-02687 (7“/Single).
- Journey. Who’s Crying now, 1981, Columbia, 18-02241 (7“/Single).
- Journey. Still They Ride, 1981, Columbia, 18-02883 (7“/Single).
- Journey. Frontiers, 1983, Columbia, QC 38504 (LP/Album).
- Journey. Raised on Radio, 1986, Columbia, OC 39936 (LP/Album).
- Journey. Trial by Fire, 1996, Columbia, 82876 85893 2 (CD/Album).
References
- Bogdanov, Vladimir/Woodstra, Chris/Erlewine, Stephen Thomas: All Music Guide to Rock. The Definitive Guide to Rock, Pop, and Soul. 2. Aufl. San Francisco: Backbeat Books 1997.
- Buckley, Jonathan/Ellingham, Mark: Rock. Rough Guide. Stuttgart: J.B. Metzler 1998.
- Graf, Christian/Rausch, Burghard: Rockmusiklexikon Amerika, Afrika, Asien, Australien. Vol 2. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag 1999.
- Larkin, Colin: The Guiness Encyclopedia of Popular Music. Concise Edition. Middlesex: Guiness Publishing 1993.
Films
- Rock of Ages. Regie: Shankman, Adam. Drehbuch: Theroux, Justin; D’Arienzo, Chris; Loeb, Allan. New Line Cinema’s (DVD).
- Monster. Regie: Jenkins, Patty. Drehbuch: Jenkins, Patty.
About the Author
All contributions by Jan-Peter Herbst
Citation
Jan-Peter Herbst: “Don’t Stop Believin'”. In: Songlexikon. Encyclopedia of Songs. Ed. by Michael Fischer, Fernand Hörner and Christofer Jost, http://www.songlexikon.de/songs/dontstopbelievin, 12/2013, [revised 01/2014].
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