1994
Weezer

Buddy Holly

BUDDY HOLLY erschien auf dem Debütalbum der Band Weezer. Der Song wurde anschließend auch als Single veröffentlicht und verhalf der Band direkt zu Beginn ihrer Karriere zu internationalem Erfolg.

 

I. Entstehungsgeschichte

Weezer gründeten sich 1992 und erhielten bereits im darauffolgenden Jahr einen Plattenvertrag beim Major-Label Geffen. 1994 wurde sodann das selbstbetitelte Debütalbum veröffentlicht, das aufgrund des blauen Covers auch als Blue Album bekannt ist. Der hier behandelte Song wurde von Sänger und Gitarrist Rivers Cuomo geschrieben, Namenspatron ist der 1959 verstorbene Rock’n’Roll-Musiker Buddy Holly. Cuomo wurde insbesondere aufgrund seiner Hornbrille häufig eine hohe Ähnlichkeit zu Holly nachgesagt, was ihn schließlich zum Schreiben des Songs veranlasste.

 

II. Kontext

Die Musik von Weezer weist Anleihen aus zwei musikalischen Strömungen auf, die sich während der Gründungsphase und der ersten Erfolge der Band großer Popularität erfreuten: einerseits zum Grunge, der vor allem durch die Band Nirvana bekannt gemacht wurde, und andererseits zum Punkrock, der Anfang der 1990er-Jahre durch Bands wie Green Day und The Offspring zunehmend zur massenkompatiblen Mainstream-Musik avancierte. Die musikalische Nähe zu diesen Spielarten der Rockmusik resultiert aus den vermeintlich simplen und minimal instrumentierten Songs von Weezer. Allerdings sind die Songtexte und die mediale Inszenierung der Band weitgehend frei von rebellischen und devianten Elementen, die im Grunge und Punkrock an der Tagesordnung sind. Das Auftreten der Weezer-Mitglieder, allen voran der vermeintlich ‘uncoole’ Kleidungsstil fern von gegenkulturellen Konventionen und dem Machismo der Mainstream-Musikstars, verliehen der Band das Image von Geeks bzw. Nerds – dementsprechend wird die Band auch dem sogenannten Geek Rock zugeordnet. Während sich also in musikalischer Hinsicht durchaus Bezüge zum Grunge und Punkrock herstellen lassen, konstruierten Weezer ein Image, das sie von entsprechenden Bands unterschied. Dies wird auch durch den Song BUDDY HOLLY und den zugehörigen Videoclip deutlich.

 

III. Analyse

Der Song wurde in typischer Rockbesetzung mit Schlagzeug, Bass, Gitarre, Keyboard und Gesang eingespielt. Das Schlagzeug spielt konventionelle Patterns, indem Hi-Hat oder Ride-Becken Achtel akzentuieren und Bass- und Snare-Drum abwechselnd die Down- und Back-Beats betonen. Die Gitarren spielen verzerrte Akkorde in regelmäßigen Achtelrhythmen, der Bass doppelt die Grundtöne. Das Keyboard steuert nur vereinzelte Akzente bei oder doppelt die Leadgitarre in Solopassagen. Charakteristisch für Weezer-Songs ist der vergleichsweise hohe Gesang Rivers Cuomos, der auch in BUDDY HOLLY bisweilen ins Falsettregister wechselt, und der meist noch höhere Backgroundgesang von Gitarrist Brian Bell. Der Song lässt kein eindeutiges tonales Zentrum erkennen, sondern dieses ändert sich jeweils in den Formteilen Verse, Prechorus und Chorus. Der Verse steht in f-Moll, der Prechorus in Db-Dur und der Chorus, wie auch die Bridge, sodann in Ab-Dur.

Der Songtext handelt von einem jungen Mann, der seiner Partnerin seine Liebe gesteht und verspricht, ihr für immer treu zu bleiben. Die junge Frau wird indes Opfer verbaler und körperlicher Gewalt, wobei die entsprechenden Motive nicht geklärt werden. Deutlich wird aber, dass es sich, passend zum Image der Band, bei dem Paar um zwei Außenseiter zu handeln scheint. Cuomo betont im Chorus, wie Buddy Holly auszusehen, während seine Partnerin der Schauspielerin Mary Tyler Moore ähnele. Während Holly seine größten Erfolge in den 1950er-Jahren feierte, wurde Moore insbesondere durch Rollen in Comedy-Formaten der 1970er-Jahre bekannt. Die Optik und das Image der beiden Prominenten wurden zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von BUDDY HOLLY vermutlich nicht als zeitgemäß, sondern eher als ‘uncool’ empfunden (vgl. Keazor/Wübbena 2011: 182).

‘Cool’ im Sinne gegenkultureller Inszenierungsmuster wirken die Musiker auch im Videoclip nicht. Passend zum besungenen Rock’n’Roll-Star Buddy Holly diente die Serie “Happy Days”, die zwar von 1974 bis 1984 gedreht wurde, aber in den 1950er-Jahren spielt, als Vorbild für den Clip. Das Musikvideo spielt im Arnold’s Drive In, einer zentralen Szenerie der Serie. Der Regisseur, Spike Jonze, konnte den originalen Darsteller der Figur Al Delvecchio, der den Besitzer des Arnold’s spielt, für die Dreharbeiten gewinnen (vgl. ebd.: 180). So wurde ein Protagonist der Sitcom Teil des Videoclips, die Aufnahmen, die die Band in einer rekonstruierten Kulisse zeigen, wurden zudem mit Originalaufnahmen der Serie zusammengeschnitten. Dadurch entsteht bisweilen der Eindruck, als interagierte das ursprüngliche Ensemble während der Performance der Band mit den Musikern (vgl. Keazor/Wübbena 2015: 6). Auf diese Weise wird suggeriert, dass der Auftritt der Band tatsächlich Teil der Serie war. Dies wird ferner dadurch bestärkt, dass der Clip nicht nur aus der Performance besteht, sondern bisweilen wie eine TV-Sendung inszeniert wird. Zu Beginn des Videos erfolgen Ansagen eines Reporters und des Lokalbesitzers Al, vor dem Einsatz der Bridge wird der Clip zudem unterbrochen. Unmittelbar nach der Unterbrechung werden der Schriftzug “To be continued” und das Logo der Serie eingeblendet, begleitet vom enttäuschten Aufstöhnen des vermeintlichen Publikums, bevor die Ansage “Stay tuned for more happy days” zu hören ist. Dies alles impliziert das Ende einer Episode der Sitcom, typischerweise werden vereinzelt auch Lacher eingeblendet. Der Clip endet schließlich mit einem Dialog zwischen Al und den Bandmitgliedern und anschließendem Applaus.

 

IV. Rezeption

Wenngleich der Song nicht zum internationalen Bestseller wurde, generierten Weezer vor allem durch den Videoclip hohe Aufmerksamkeit. Das Musikvideo wurde 1995 mit vier MTV Video Awards und zwei Billboard Music Video Awards ausgezeichnet (vgl. Keazor/Wübbena 2011: 179). In der vom Magazin Rolling Stone veröffentlichten Liste “The 500 Greatest Songs of All Time” rangiert BUDDY HOLLY auf Rang 499 (vgl. rollingstone.com).

 

BENJAMIN BURKHART


Credits

Gesang: Rivers Cuomo
Background-Gesang: Brian Bell
Gitarre: Brian Bell, Rivers Cuomo
Bass: Matt Sharp
Schlagzeug: Patrick Wilson
Songwriting: Rivers Cuomo
Produzent: Ric Ocasek
Label: Geffen
Aufgenommen: 1994
Veröffentlicht: 1994
Dauer: 2:40

Recordings

  • Weezer. “Buddy Holly”, Buddy Holly, 1994, Geffen, PRO-CD-4687, USA (CD/Single).
  • Weezer. “Buddy Holly”, Weezer, 1994, DGC, DGCD-24629, USA (CD/Album).

References

  • Keazor, Henry/Wübbena, Thorsten: Spike Jonze: Der Versuch einer Spektralanalyse. In: Spike Jonze (= Film-Konzepte 37). Hg. v. Johannes Wende. München: edition text + kritik 2015, S. 6–22.
  • Keazor, Henry/Wübbena, Thorsten: Video Thrills the Radio Star. Musikvideos: Geschichte, Themen, Analysen. 3. Aufl. Bielefeld: transcript 2011.
  • Weezer. “Buddy Holly”. In: Rolling Stone. URL: https://www.rollingstone.com/music/lists/the-500-greatest-songs-of-all-time-20110407/weezer-buddy-holly-20110526 [29.05.2018].

About the Author

Benjamin Burkhart is senior scientist at the Institute for Jazz Research at the University of Music and Performing Arts Graz.
All contributions by Benjamin Burkhart

Citation

Benjamin Burkhart: “Buddy Holly (Weezer)”. In: Songlexikon. Encyclopedia of Songs. Ed. by Michael Fischer, Fernand Hörner and Christofer Jost, http://www.songlexikon.de/songs/buddy-holly, 12/2022.

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