1975
Queen

Bohemian Rhapsody

BOHEMIAN RHAPSODY ist eines der erfolgreichsten Stücke der Rockband Queen. Der Song trieb die Aufnahmetechnologien der 1970er Jahre an ihre Grenzen und brachte der Band einen Welterfolg.

I. Entstehungsgeschichte

BOHEMIAN RHAPSODY erschien 1975 auf dem vierten Album A Night at the Opera der Rockband Queen, dessen Titel sich auf den Film A Night at the Opera (1935) der Marx Brothers bezieht. Nach Aussagen des Gitarristen der Band, Brian May, hat Freddie Mercury den Song in seinem Londoner Apartment geschrieben. Da dem Leadsänger der Band musikalische Ideen oft nachts kamen, stand sein Klavier im Schlafzimmer, direkt am Kopfende des Bettes.

Im Sommer des Jahres 1975 nahmen Queen das Album in den Rockfield Studios im Süden von Wales auf. Nach Fertigstellung des Albums inklusive des sechsminütigen BOHEMIAN RHAPSODY entschied man sich dafür, den Song als Single zu veröffentlichen. Neben der außergewöhnlichen Länge des Stücks war vor allem die stilistische Vielfalt bemerkenswert: Zwischen Ballade, Gitarrensolo und Hardrock-Part steht ein parodistischer Opernpart. Bereits fünf Tage nach Veröffentlichung des Albums konnten Queen BOHEMIAN RHAPSODY als ihre erste Nummer-1-Single verbuchen. Es folgte eine 24-tägige Tour zur Weihnachtszeit.

II. Kontext

1973 unterschrieben Queen einen Vertrag mit den Plattenlabels Trident und EMI und nahmen ihr erstes Album Queen auf. Noch im selben Jahr gingen sie, als Support Band von Mott the Hopple, auf ihre erste Tour. Die Rezensionen waren sehr gut und Queen weiteten ihre Fangemeinde aus. Im darauffolgenden Jahr erschienen Queen II ebenso wie Sheer Heart Attack und erste Konzerte in den Vereinigten Staaten wurden gespielt. 1975 bestritt die Band ihre erste Tour als Headliner. Die Tickets verkauften sich gut und selbst zwei kurzfristig noch in den Plan genommene Konzerte waren ausverkauft. Nach der Trennung von Trident entschlossen sie sich mit ihrem neuen Manager John Read dazu, BOHEMIAN RHAPSODY zu veröffentlichen.

III. Analyse

BOHEMIAN RHAPSODY hebt sich aufgrund der Länge, des Vermischens von verschiedenen Musikstilen und des Fehlens eines Refrains von anderen Rocksongs ab. Folgende Instrumente werden verwendet: E-Bass, Schlagzeug, akustisches Klavier, E-Gitarre, chinesischer Gong und Pauke. Das Intro (A) von BOHEMIAN RHAPSODY beginnt mit mehrstimmigem A-cappella-Gesang in B-Dur, der ausschließlich von Freddie Mercury eingesungen wurde. Der Effekt der Mehrstimmigkeit wurde durch das Übereinanderlegen mehrerer Tonspuren erreicht. Das Klavier setzt ein (B-Dur), gefolgt von John Deacon am Bass. Mit dem markanten Klavier-Riff beginnt der Balladen-Teil (B). Im Verlauf von Teil B moduliert die Basslinie nach Es-Dur und mit Beginn des zweiten Verses setzt Roger Taylor am Schlagzeug ein. Als Übergang von Teil B zu Teil D dient das Gitarren-Solo (C), beginnend in Es-Dur mit einer Modulation nach A-Dur, das von Brian May komponiert wurde. Das Solo endet abrupt. Anschließend erklingen Achtelakkorde in A-Dur am Klavier, womit Formteil D von BOHEMIAN RHAPSODY beginnt. Die Intensität der Besetzung variiert stark – von Mercury am Klavier bis hin zu einem mehrstimmigen Chor mit Schlagzeug, Bass, Klavier und Pauke. Der Choreffekt wurde durch das Überschneiden von insgesamt 180 Tonspuren erreicht, die von Freddie Mercury, Roger Taylor und Brian May aufgenommen wurden. Formteil D schließt mit einem B-Dur Akkord ab, den Roger Taylor mit einem b” krönt.

Es folgt ein Hard-Rock Zwischenspiel (E) mit einem Gitarren-Riff Mays; Deacon spielt unisono am Bass. Mercurys Stimme wurde verdoppelt, d.h. es wurden zwei identische Tonspuren übereinandergelegt, wodurch ein echoähnlicher, voller Klang erreicht wurde. Drei aufsteigende Gitarrenläufe folgen, die von Mercury am Klavier in B-Dur aufgegriffen werden, und mit einem Ritardando wird in den letzten Abschnitt von BOHEMIAN RHAPSODY übergeleitet, dem Outro (F). Der Song kehrt zurück in sein Anfangstempo, nach B-Dur folgt Es-Dur und schließlich eine Modulation nach c-Moll, bevor wiederum Es-Dur erklingt und BOHEMIAN RHAPSODY in F-Dur endet. Ausschließlich Freddie Mercurys Stimme und sein Klavierspiel sind zu hören, und mit einem leisen Klang des Gongs löst sich das abwechslungs- und spannungsreiche Arrangement von BOHEMIAN RHAPSODY gleichsam auf.

IV. Rezeption

Aufgrund der Länge des Songs wollte EMI BOHEMIAN RHAPSODY nicht veröffentlichen und verlangte eine kürzere Fassung, was für Mercury nicht in Frage kam. Queen wandten sich an den erfolgreichen DJ Kenny Everett, der beim Londoner Radiosender Capital Radio arbeitete. Dieser spielte immer wieder Abschnitte des noch unveröffentlichten Songs in seiner Radio-Show, um das Interesse des Publikums zu wecken. Unzählige Anfragen, den Song in voller Länger zu spielen, erreichten den Radiosender, infolgedessen spielte ihn Kenny Everett (in voller Länge) 14 Mal binnen zwei Tagen. Mittlerweile war BOHEMIAN RHAPSODY ein Hit, sodass EMI keine andere Wahl hatte, als ihn am 31. Oktober 1975 in seiner ursprünglichen Fassung zu veröffentlichen.

Am 2. November 1975 erreichte BOHEMIAN RHAPSODY die Spitze der Charts in Großbritannien, hielt sich dort neun Wochen und markierte den ersten Nummer-eins-Hit Queens. Zum Erfolg steuerte auch das Musikvideo bei, welches statt einer Live-Performance bei Top of the Pops gespielt wurde, da Queen bereits auf Tour waren, als sie eingeladen wurden. 1976 war der Song Nummer 1 in Australien, Belgien, Kanada, Niederlande und Neuseeland und erreichte die Top Ten in den USA. Nach dem Tod Freddie Mercurys war BOHEMIAN RHAPSODY ein weiteres Mal, am 15. Dezember 1991, Nummer 1. Binnen fünf Wochen verkauften sich fast eine Millionen CDs. BOHEMIAN RHAPSORDY ist die einzige Single, die zweimal die Official Christmas Number 1 (UK) wurde.

Obwohl bereits zuvor kurze Filme zu Songs produziert wurden, wurde es erst im Anschluss an BOHEMIAN RHAPSODY selbstverständlich, dass die großen Plattenfirmen Musikvideos veröffentlichten, um Songs zu promoten. Damit mussten die Künstler etwa in Fernsehshows nicht mehr in Person auftreten, an ihrer Stelle wurde das jeweilige Musikvideo ausgestrahlt.

Fast zwei Jahrzehnte nach seiner Erstveröffentlichung erreichte BOHEMIAN RHAPSODY Platz Zwei der US-Single-Charts, nachdem es im Film Wayne’s World (1992) verwendet worden war. Infolgedessen wurde ein neues Musikvideo mit Szenen aus dem Film, dem Original-Musikvideo und mit Live-Aufnahmen von Queen produziert, das zahlreiche Auszeichnungen gewann, wie etwa den MTV Video Music Award in der Kategorie Best Video from a Film, der von Brian May und Roger Taylor entgegengenommen wurde.

 

JULIA LIPOLD und ANNA KATHARINA WEBER


Credits

Vocals, piano, operatic vocals: Freddie Mercury
Guitars, operatic vocals: Brian May
Bass guitar: John Deacon
Drums, timpani, gong, operatic vocals: Roger Taylor
Songwriting: Freddie Mercury
Producers: Queen, Roy Thomas Baker
Engineers: Gary Lyons, Mike Stone

Recordings

  • Queen: “Bohemian Rhapsody”. On: A Night at the Opera, 1975, EMI, EMTC 103, EMI – 0C 066 97176, UK (Vinyl/Album).
  • Queen: “Bohemian Rhapsody”, 1975,EMI, 2375, UK (Vinyl/Single).
  • Queen: “Bohemian Rhapsody”. On: Live Killers, 1979, EMI, EMSP 330, 0C 158- 62 792/3, UK (2xVinyl/Album).
  • Queen: “Bohemian Rhapsody”. On: Greatest Hits, 1981, EMI, EMTV30, UK (Vinyl/Compilation).
  • Queen: “Bohemian Rhapsody”. On: Live Magic, 1986, EMI, 24 0675 1, 062-24 0675 1, 1A 062-24 0675, Europe (Vinyl/Album).
  • Queen: “Bohemian Rhapsody”. On: Bohemian Rhapsody, 1988, Parlophone QUECD3, 20 3007 3, UK (CD/Single Series).
  • Queen: “Bohemian Rhapsody / These Are The Days Of Our Lifes”, 1991, Parlophone, CDQUEEN 20, 2046492, UK (CD/Single).
  • Queen: “Bohemian Rhapsody”. On: Classic Queen, 1992, Hollywood Records, HR-61311-2, US (CD/Compilation).
  • Queen: “Bohemian Rhapsody”. On: Live at Wembley ’86, 1992, Parlophone, 0777 7 99594 1 9, PCSP 725, UK (2xVinyl/Album).
  • Queen: “Bohemian Rhapsody”. On: Queen On Fire: Life at the Bowl, 2004, Parlophone, 7243 5 44187 9 2,  5441879, 07243 544187 92, UK & Europe (DVD collection).
  • Queen & Paul Rodgers: “Bohemian Rhapsody”. On: Return of the Champions, 2005, EMI, 00946 3 36979 2 8, 3 36979 2, UK & Europe (2xCD/Album).

References

About the Authors

Analysis written in a course of Prof. Dr. Nils Grosch at the University of Salzburg.
All contributions by Katharina Weber
Analysis written in a course of Prof. Dr. Nils Grosch at the University of Salzburg.
All contributions by Julia Lipold

Citation

Julia Lipold and Anna Katharina Weber: “Bohemian Rhapsody (Queen)”. In: Songlexikon. Encyclopedia of Songs. Ed. by Michael Fischer, Fernand Hörner and Christofer Jost, http://www.songlexikon.de/songs/bohemianrhapsody, 04/2017.

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